Dominikus (Josef Ferdinand) Dietrich OPraem
Personalia
Ordensname:
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Polizeihaft 1939 und 1940,
Ortsverbot 1940,
Sicherungsgeld 1944
Mitgliedschaften
ÖCV:
Lebenslauf
Josef Ferdinand Dietrich tritt nach der Matura 1889 ins Prämonstratenserstift Wilten ein. Hier erhält er den Ordensnamen Dominikus. Nach dem Noviziat studiert er ab 1890 Theologie an der stiftseigenen Lehranstalt und 1894 zum Priester geweiht. Anschließend wirkt er im Stift 1894–1930 als Lektor der Philosophie und Dogmatik, zusätzlich ist er 1910–1914 auch als Novizenmeister und 1914–1934 als Prior tätig. Von 1930 an bis zu seinem Tod übernimmt er als Stadtpfarrer von Wilten Seelsorgeaufgaben.
Im Ersten Weltkrieg ist er als Vizepräsident des Roten Kreuzes tätig. Er setzt sich auch für die Erbauung von Notkirchen in Pradl-Süd (Konradskapelle) und Wilten-West sowie der Theresienkirche auf der Hungerburg ein.
1920 wird er bei Vindelicia als Ehrenmitglied aufgenommen und dort 1931 für seine Verdienste um den Bau des Vindelikerhauses – seit 1926 als Obmann des Baukomitees – zum Dr. cer. promoviert. 1921 erfolgt auch die Aufnahme bei Leopoldina als Ehrenmitglied; denn er hat auch hier maßgeblichen Anteil am Ankauf und an der Adaptierung des Leopoldenhauses.
1923 ist er für wenige Wochen Abgeordneter zum Nationalrat und Mitglied des Zentralausschusses für das Auslandsdeutschtum. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Österreich gerät Dominiks Dietrich sehr schnell ins Visier der neuen Machthaber und wird verwarnt, so z. B. wegen einer kirchlichen Wandzeitung vom Kloster Neuburg zum dritten Fastensonntag, wo Franz Hofer, Gauleiter von Tirol-Vorarlberg, das dortige Evangeliumszitat als Anspielung auf die NSDAP, die durch einen Stärkeren überwunden und hinausgeworfen werde, verstanden hat.
Am 26. August 1939 wird das Stift Wilten aufgehoben, Dominikus Dietrich übersiedelt in das alte Landesgerichtsgebäude. In einem an die Privatkanzlei Adolf Hitlers gerichteten Brief, der wegen der scharfen Briefkontrollen nach München geschmuggelt und von dort nach Berlin versandt werden kann, ersucht er um Aufhebung der Klosterkonfiskation mit Verweis auf die achthundertjährigen Verdienste des Stiftes um die deutsche Kultur in Tirol. Der Brief wird an Gauleiter Hofer zurückgeschickt, der Dominkus Dietrich sofort verhaften lässt, weil er angeblich den Führer angelogen habe, denn das Stift sei nicht aufgehoben, sondern durch einen gültigen Kaufvertrag in den Besitz des Gaues übergegangen.
Nach acht Tagen im Hotel Sonne wird er wieder enthaftet. Zwei Wochen später führt er anlässlich des Rosenkranzfestes die übliche und vorgeschriebene Prozession im Kreuzgang des Stiftes durch, woraufhin er am nächsten Tag wieder verhaftet und die Stiftskirche gesperrt wird – sie dient später als Möbellager. Nach acht Tagen wird er wieder mit einer Verwarnung freigelassen. Wegen eines Jugendaufrufes wird er im Sommer 1940 neuerlich kurz inhaftiert. Seines fortgeschrittenen Alters wegen lässt sich die Gestapo bewegen, ihn nicht nach Dachau ins KZ zu schicken, sondern stattdessen des Landes zu verweisen. Auf Vermittlung des damaligen Provikars Carl Lampert wird die Verbannung auf ein halbes Jahr festgesetzt. Dominikus Dietrich geht ins Stift Schlägt in Oberösterreich und kehrt nach Ablauf der Frist wieder nach Innsbruck zurück.
Durch Bombardement wird das Stift am 13. Juni 1944 schwer getroffen, nur der Turm bleibt unbeschädigt. Hofer will ihn niederreißen lassen, was jedoch Dominikus Dietrich zu verhindern sucht. Nach dreimaliger Einvernahme durch die Gestapo wird er ohne jeden Grund zu 3.000 RM am 1. Juli 1944 Strafe verurteilt, die für ein Jahr gestundet wird.
Orte
Wirkungsstätte:
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 49/50.