Dr. Walter Barth

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Walter Barth (Vetter, Franz S. 1946)

Personalia

Geboren:

21. März 1921, Graz

Gestorben:

7. April 1945, Wien

Beruf:

Student

Verfolgung:

Ermordet von der SS am 07.04.1945

Mitgliedschaften

Sonstige Mitgliedschaften:

Lebenslauf

Walter Barth wird in Graz als Sohn des Kaufmanns Leonhard Barth in Graz geboren und besucht dort die Volksschule sowie die Gymnasiumsunterstufe. Danach siedelt die Familie nach Wien, wo er die Handelsakademie besucht und diese 1940 mit Auszeichnung abschließt. Danach inskribiert er an der Hochschule für Welthandel [heute: Wirtschaftsuniversität Wien]. In dieser Zeit muss er unentdeckt gebliebene bzw. nicht verhaftete Mitglieder der Studentenverbindung Ottonen kennengelernt haben und dieser im Untergrund beigetreten sein, zumal er als Mitglied aufscheint.

Im Herbst 1941 wird Walter Barth in die Wehrmacht eingezogen und Anfang 1943 zum Leutnant befördert. Er wird Ordonnanzoffizier der Kroatischen Ausbildungsbrigade und ist wesentlich am Aufbau der Bibliothek des Ausbildungslagers beteiligt. Walter Barth ist Gegner des Nationalsozialismus und des preußischen Militarismus. Er sammelt Gleichgesinnte im Rahmen von Diskussionsabenden in der Bibliothek um sich. Im März 1944 setzt er seine Abrüstung durch und kann sein Studium der Handelswissenschaften wieder aufnehmen. Bereits im Juli 1944 spondiert er zum Diplomkaufmann und im Februar 1945 kann er seine Dissertation feiern. Seine Dissertation verfasst er zum Thema „Kakao“. Er begründet die Wahl des Themas im kleinen Kreise mit den Worten: „Auf den Kakao hat der Hitler keinen Einfluss und die Dissertation hat Chance, ohne nationalsozialistische Tendenz durchzukommen.“

Im Anbetracht der heranrückenden Roten Armee beginnt sich Walter Barth aktiv im Widerstand um den Leiter des militärischen Widerstandes im Wehrkreiskommando XVII (Wien) Major Carl Szokoll zu engagieren. Obwohl er bereits abgerüstet ist, organisiert er sich eine Uniform, gefälschte Papiere und ein Motorrad der Kradstaffel des Verteidigungskommandanten. Er nutzt die Bewegungsfreiheit, um in Wien zwischen den Bezirken zu fahren und Widerstandsgruppen zu vereinen. Er schafft es die Verbindung zwischen dem militärischen Widerstand und der zivilen Widerstandsbewegung herzustellen. Er ist einer der Organisatoren von rot-weiß-roten Armbinden für den Tag, an dem die Rote Armee vor den Toren Wiens stehen würde und sich der Widerstand gegen SS und NSDAP erheben würde. Die Erhebung ist für den 6. April 1945 unter dem Codenamen „Operation Radetzky“ geplant. Ziel ist die unblutige Übergabe Wiens.

Diese wird jedoch unmittelbar zuvor, am 4. April 1945 verraten. Hauptmann Karl Biedermann, Hauptmann Alfred Huth und Oberleutnant Rudolf Raschke werden am 8. April 1945 am Floridsdorfer Spitz gehängt. Die Widerstandsbewegung gibt sich jedoch noch nicht geschlagen und versucht, die Wiederaufnahme des Kontakts mit der Roten Armee zu erreichen. Walter Barth meldet sich hierfür freiwillig. Während der Durchführung dieses Auftrags wird er von zwei Mitgliedern der SS im Hausflur des Hauses Bösendorferstraße 4 im 1. Wiener Gemeindebezirk gestellt und am 7. April 1945 durch zwei Kopfschüsse ermordet. Danach wird sein Leichnam von zwei Männern im Leiterwagen weggebracht.

Seine Eltern wissen vorerst nichts über den Verbleib seines Leichnams und hängen Aufrufe in ganz Wien mit folgendem Inhalt auf:

„Gefallen in Wien ist mein Sohn, Lt. Dr. Walter Barth. Er wurde am 7.4.1945, 9 Uhr vormittags von zwei Männern mittels Handwagen von der Bösendorferstraße 4 abgeholt, nachdem ihm ein Offizier vorher seine Papiere abgenommen hatte. Ich bitte obengenannten Herren mir gegen gute Belohnung Näheres (wo ist sein Grab?) ehestens mitzuteilen. Leonhard Barth, Wien 6, Stumpergasse 64“

Schließlich wird Walter Barth unter Toten in einem Grab vor der Technischen Hochschule gefunden. Er findet seine letzte Ruhe am 28. August 1945 am Hietzinger Friedhof.

Anm.: Fälschlicherweise wird in der Literatur manchmal behauptet, Walter Barth wurde aufgrund eines Irrtums von einem anderen Widerstandskämpfer erschossen.

Orte

Ehrung:

Gedenktafel (Wien)

Wohnort:

Quellen

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) 20000/B74, 317,
Prosl, Christian (2008): Tödliche Romantik. Das legitimistische akademische Corps "Ottonen" (Wien);
Photo: Vetter, Franz S. (1946): Walter Barth : zum Gedenken an den österreichischen Freiheitskämpfer Walter Barth (Wien).

Walter Barth

Student
Ott
* 21. März 1921
Graz
† 7. Apr. 1945
Wien
Ermordet