Ministerialrat Dr. Karl Lugmayer
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Entlassung 1938,
Widerstandskämpfer (unentdeckt)
Mitgliedschaften
ÖCV:
Lebenslauf
Karl Lugmayer wird als Sohn eines Respizienten (Berichterstatter) geboren, dessen Familie aus dem Mühlviertel kommt. Dieser wird 1895 Vorstand des Nebenzollamtes in Schwarzenberg am Böhmerwald (Bezirk Rohrbach) an der bayrisch-oberösterreichischen Grenze. Seine Mutter ist eng verwandt mit dem Abt von Kremsmünster, Augustin Resslhuber, der auch Landeshauptmannstellvertreter Oberösterreichs und Herrenhausmitglied war.
Karl Lugmayer besucht die Volksschule in Schwarzenberg, dann ab 1903 das bischöfliche Gymnasium Petrinum in Linz. Nach der Pensionierung des Vaters siedelt die Familie nach Linz-Urfahr, so dass Lugmayer und 1909 auf das dortige Staatsgymnasium wechselt, das er 1911 mit Auszeichnung absolviert.
Anschließend studiert Lugmayer an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien für das Lehramt Latein und Französisch (Dr. phil. 1916 sub auspiciis imperatoris im Fach Französisch), wo er 1913 der Studentenverbindung Aargau beitritt. Um sein Studium zu finanzieren, arbeitete er als Hilfsstenograph im Reichsrat und bei der Zentralkommission der Christlichen Gewerkschaften unter Leopold Kunschak.
Aus gesundheitlichen Gründen wird Karl Lugmayer nicht zum Militärdienst eingezogen. Lugmayer kommt durch seine Tätigkeiten bei der Christlichen Gewerkschaft auch in Kontakt mit dem Reichsbund der christlichen Arbeiterjugend und wirkt dort in der Bildungskommission. Nach 1918 wird er im Bildungsbeirat des Staatsamtes (Ministerium) für Heerwesen verwendet, wo u. a. auch der bekannte Schriftsteller Robert Musil tätig ist.
Als Beschäftigter der Christlichen Gewerkschaften legt er am 10. Verbandstag des „Reichsverbands der nichtpolitischen Arbeitervereinigungen christlicher Arbeiter Österreichs“ im August 1923 in Linz einen Entwurf für ein Programm vor. In diesem bekennt er sich u. a. zur Enzyklika „Rerum novarum“ und zur Demokratie.
Von 1924 bis 1927 studiert Karl Lugmayer nebenbei an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Von 1925 bis 1935 ist er nebenberuflich auch Schriftleiter der vom Reichsverband herausgegebenen periodischen Zeitschrift „Neue Ordnung“. Er kann für diese Zeit als der Theoretiker bzw. programmatische Ideologe der christlichen Arbeiterbewegung bezeichnet werden. In dieser Eigenschaft hält er zahlreiche entsprechende Vorträge und veröffentlicht sehr viel. Diese haupt- wie nebenberuflichen Beschäftigungen setzen ihm aber gesundheitlich zu. Er gehört auch der 1929 von Anton Orel gegründeten „Studienrunde katholischer Soziologen“ an.
1934 wird Karl Lugmayer Volksbildungsreferent von Wien. In der Folge wird er 1936 Leiter des Volksbildungsamtes der Stadt Wien. In dieser Funktion errichtet er auch eine jüdische Volkshochschule. Er selber hat ein eher distanziertes Verhältnis zum „Ständestaat“, weil er nicht seinen sozialtheoretischen Vorstellungen entspricht. Trotzdem ist er vom 1. November 1934 bis zum 12. März 1938 Mitglied des Bundeskulturrates und arbeitet anfänglich in der „Sozialen Arbeitsgemeinschaft“ der Vaterländischen Front (VF) aktiv mit. Ebenso bestehen Kontakte zu dem auf dem linken Flügel der VF angesiedelten Viktor Matejka, der nach 1945 KPÖ-Stadtrat in Wien ist.
Nach dem Anschluss wird Karl Lugmayer am 28. März 1938 seines Amtes als Leiter des Volksbildungsamtes enthoben und am 30. März 1939 durch Zwangspensionierung entlassen. Er wird von der Gestapo überwacht, die auch seine Werke beschlagnahmt. Gemeinsam mit seinen Eltern lebt er während des Krieges zurückgezogen in Wien-Ottakring (Siedlung Starchant), beschäftigt sich mit diversen Studien (u. a. Philosophie, Russisch) und hört auch Vorlesungen an der Hochschule für Bodenkultur.
Im weiteren Verlauf des Krieges ist Karl Lugmayer im Widerstandskreis um Lois Weinberger tätig, dem auch Felix Hurdes und Karl Kummer angehören, wo an der illegalen Wiedererrichtung der christlichen Arbeiterbewegung gearbeitet wird. Aus diesen Überlegungen heraus entsteht am 14. April 1945 in der Laudongasse der Österreichische Arbeiter- und Angestelltenbund (ÖAAB), dessen Präsident Leopold Kunschak wird.
In der provisorischen Staatsregierung Karl Renner wird Karl Lugmayer am 27. April 1945 zum Unterstaatssekretär (nach heutigem Verständnis Staatssekretär) im Staatsamt (Ministerium) für Volksaufklärung, Unterricht und Erziehung und Kultusangelegenheiten unter der Leitung des Kommunisten Ernst Fischer berufen. Diese Funktion bekleidet er bis zum 20. Dezember 1945. Dort kann er gleich zu Beginn im Prinzip den Religionsunterricht retten, von dem man sich zwar abmelden kann, aber zu ihm nicht anmelden muss. In dieser Zeit führt er auf der Hochschule für Bodenkultur die Studienrichtung Gärungstechnik ein, das nun Biotechnologie heißt.
Vom 19. Dezember 1945 bis 11. Dezember 1959 ist Karl Lugmayer vom Wiener Landtag entsandtes Mitglied des Bundesrates, dessen ständiger Stellvertretender Vorsitzender er von 1. Juli 1951 bis 31. Dezember 1956 ist. Beruflich ist er wieder dem Unterrichtsministerium zugeteilt.
Karl Lugmayer wird 1946 Vizepräsident, dann bis 1972 Präsident der Österreichischen Liga für Menschenrechte. Aufgrund seiner Funktion im Unterrichtsministerium ist er auch zeitweise Vorsitzender des Buchklubs der Jugend.
Orte
Wohnort:
Quellen
Biolex des ÖCV unter www.oecv.at/biolex; Stand: 02.10.2022.