Leonhard Steinwender
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 12.03.1938,
Haft 19.04.1938 - 10.11.1938,
KZ Buchenwald 10.11.1938 - 16.11.1940
KZ-Nummer:
Mitgliedschaften
MKV:
ÖCV:
Sonstige Mitgliedschaften:
Lebenslauf
Leonhard Steinwender besucht das Erzbischöfliche Borromäum in Salzburg und studiert nach der Matura 1908 Theologie. Nach Abschluss seiner theologischen Ausbildung wird er 1912 vom Salzburger Erzbischof Johannes Kardinal Katschthaler (1900–1914) zum Priester geweiht. Anschließend wirkt er zunächst als Kooperator in Brixlegg/Tirol – hier auch als Präses des Katholischen Burschenvereins – und 1915 dann in Nonntal. 1924 tritt er der Studentenverbindung Austria Wien bei.
Er ist in der Christlichsozialen Partei aktiv, nach dem Ersten Weltkrieg in Salzburg die dominierende politische Kraft. 1917–1938 betätigt er sich als Chefredakteur der „Salzburger Chronik“, in der er von Anfang an einen antinationalsozialistischen Kurs vertreten hat. Er fördert auch die Christlich-deutsche Turnerbewegung und initiiert als Funktionär der Salzburger Turnerschaft [heute Sportunion] deren Neugründungen als Gegengewicht zu den deutsch-völkischen Vereinen. 1927 wird er zum Kanoniker im Kollegiatstift Mattsee (Canonicus externus sine praebenda) gewählt und 1937 zum Milizvikar ernannt.
Als begabter Redner tritt er auch bei kirchlichen oder politischen Anlässen im Deutschen Reich auf, so u. a. beim 71. Deutschen Katholikentag 1932 in Essen. 1934 wird er als Werbeleiter in die Landesleitung der VF in Salzburg berufen und ist dort verantwortlich für das Schulungs- und Pressereferat. 1935 verhindert die Wachsamkeit eines Postbeamten einen versuchten Briefbombenanschlag, der u. a. Erzbischof Sigismund Waitz und Leonhard Steinwender treffen soll. Am 11. März 1938 erscheint in der „Salzburger Chronik“ der letzte Leitartikel aus seiner Feder: „Bahn frei – Österreich!“
In der Nacht des Anschlusses wird er gewaltsam aus seiner Wohnung geschleift und in Haft genommen, kurz darauf aber wieder aus der „Schutzhaft“ freigelassen. Am 19. April 1938 wird er erneut festgenommen und nach sieben Monaten in Gestapo-Haft in Salzburg am 10. November 1938 auf Befehl der Gestapo Berlin nach Buchenwald ins KZ überstellt. Hier wird er als Priester von den anderen Häftlingen abgesondert, um keinen Kontakt aufbauen zu können. Trotz der vielen Spione und „Lauscher“ im Lager gelingt es, im Geheimen zunächst unter bekannten Landsleuten und Gleichgesinnten religiöse Zirkel zu bilden.
Hier gilt in Ermangelung eines Missale, Kreuzes oder sonstiger religiöser Zeichen nur das gesprochene Wort. Die Erinnerung an die Heimat gehört bei diesen religiösen Begegnungen zum Ritual wie die geistige Verbundenheit mit dem Sonntagsgottesdienst in der jeweiligen Heimatpfarrei und die Erinnerung an die Angehörigen.
Die Lagerordnung und die täglich angeordnete Arbeit erschweren jegliche religiöse Zusammenkünfte. Es bleiben nur die Sonntage und großen Festtage wie Weihnachten oder Ostern übrig. Aus Schikane wird aber gerade an Sonntag „freiwillige Arbeit“ abgeordnet.
Nach mehr als zwei Jahren kommt Leonhard Steinwender am 16. November 1940 wieder frei. Er erhält Gauverbot für Salzburg und geht daraufhin 1940–1945 als Vikar nach Petting in der Nähe des Waginger Sees in Oberbayern. Neben seiner Seelsorgetätigkeit unterrichtet er in der Volksschule und hilft den Bauern bei der Erntearbeit. Von der Gestapo in München wird er wegen seiner politischen Tätigkeit als Staatsfeind A geführt. Hier in Petting erlebt er das Ende des Krieges.
Er beginnt sofort seine Erinnerung an den Aufenthalt im KZ aufzuschreiben. In seinem 1946 erschienenen Buch „Christus im Konzentrationslager. Wege der Gnade und des Opfers“ schildert er sein persönliches Schicksal und das Leben im Lager.
Nach dem Krieg kehrt Leonhard Steinwender wieder zurück in seine alten Funktionen. Der Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher (1943–1969) beauftragt ihn, eine neue Kirchenzeitung aufzubauen. Am 14. November 1945 übernimmt er als Hauptredakteur bis zu seinem Tode die Leitung des „Rupertiboten“, der neuen Kirchenzeitung der Erzdiözese Salzburg. In der Kanonikergruft des Stiftes Mattsee findet er seine letzte Ruhestätte.
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 341/342.