Dr. Karl Schröckenfuchs

Karl Schröckenfuchs

Personalia

Geboren:

11. Jänner 1903, Teplitz-Schönau

Gestorben:

10. September 1965, Leoben

Beruf:

Lehrer

Verfolgung:

Haft 12.03.1938 - Juli 1943,
Aberkennung des akademischen Grades 08.05.1941,
Strafkompanie 999 Juli 1943 - April 1945

Mitgliedschaften

MKV:

K.M.V. Lützow Leoben, K.Ö.St.V. Waldmark Horn

ÖCV:

K.Ö.St.V. Glückauf Leoben, K.Ö.H.V. Nordgau Wien

Lebenslauf

Karl Franz Chlouba besucht als Vollwaise zunächst das Gymnasium in Mariaschein [Bohosudov (Ortsteil von Krupka)/Tschechien], 1918 wechselt er in das Internat des Benediktinerstiftes Altenburg. Von hier aus geht er auf das Obergymnasium in Horn/NÖ. 1920 gehört er zu den Mitbegründern der Mittelschulverbindung Tursia im Stift Altenburg, die 1922 mit der Mittelschulverbindung Waldmark Horn fusioniert. Im November 1922 maturiert er und geht nach Wien zum gymnasialen Lehramtsstudium für die Fächer Geschichte und Geografie. Hier tritt er 1923 der Studentenverbindung Nordgau Wien bei. Sein Studium finanziert er als Korrektor bei der Tageszeitung „Reichspost“

Karls väterlicher Betreuer, P. Fridolin OSB aus dem Stift St. Lambrecht/Stmk., stellt den Kontakt zur Familie Schröckenfuchs in Teufenbach in der Nähe von St. Lambrecht her; 1924 wird Karl Chlouba als 21-jähriger von der kinderlosen Witwe Juliane Schröckenfuchs geb. Lercher (1860–1946), Ehefrau des Bürgermeisters Josef Schröckenfuchs (1858–1918), adoptiert, von da an trägt er den Nachnamen Schröckenfuchs.

Mit der Promotion 1927 zum Dr. phil. und der Lehramtsprüfung 1928 in beiden Studienfächern sowie in Latein und Deutsch als Nebenfächer beendet Karl Schröckenfuchs die universitäre Ausbildung. 1929 findet er zunächst eine Anstellung als Probelehrer an der Realschule in Wien-Hietzing, 1930 wechselt er als Geschichtslehrer an das Realgymnasium in Waidhofen a. d. Ybbs/NÖ und wird Erzieher am dortigen Konvikt.

Neben seinen schulischen Verpflichtungen engagiert sich Karl Schröckenfuchs auch politisch: 1933 wird er Mitglied der VF und engagiert sich in ihr nahestehenden Organisationen. 1934 nimmt er im Raum Murau/Stmk. an den Abwehrkämpfen gegen illegale Verbände der Nationalsozialisten aus Kärnten teil. 1936 werden die Wehrverbände neu geordnet, Karl Schröckenfuchs wird als Milizführer der Reserve in die Frontmiliz übernommen. Bis 1936 ist er auch als Gemeinderat in Waidhofen/Ybbs tätig. 1936 wechselt er nach Leoben in der Steiermark und unterrichtet dort als Gymnasialprofessor am Realgymnasium; die bisherigen Funktionen in Niederösterreich gibt er damit auf und engagiert sich hier als Bezirksführer des Österreichischen Jungvolks (ÖJV).

Am Tage des Anschlusses wird Karl Schröckenfuchs sofort als Repräsentant des „Ständestaates“ morgens um 4.00 Uhr von einem SA-Kommando verhaftet; weiters wird er fristlos vom Schuldienst entlassen und seine Familie delogiert. Wegen angeblicher schwerer Körperverletzung (bezugnehmend auf die NS-Überfälle am 26.7.1934 in Teufenbach) und Erpressung wird er am 25.8.1939 vom LG Leoben zu 20 Monaten schweren Kerkers verurteilt. Sein Rechtsanwalt Otto Tiefenbrunner wird als Verteidiger nicht zugelassen; er hat in der Steiermark und in Wien Berufsverbot erhalten und ist 1943 selbst inhaftiert worden. Wegen einer Nichtigkeitsbeschwerde wird das Urteil nicht rechtskräftig, er bleibt aber in Untersuchungshaft und wird von Pfingsten bis 27.12.1939 in das Gerichtsgefängnis St. Pölten verlegt. Hier soll er vor Mithäftlingen u. a. das Scheitern des Münchner Bombenattentats von Georg Elsner auf Adolf Hitler vom 8.11.1939 im Bürgerbräukeller bedauert und sich regimekritisch geäußert haben, wie ihm die Anklage vorhält:

„Schade, dass die Explosion nicht um 10 Minuten früher erfolgte, so hätte es den Führer und die ganze Regierung zerrissen und wir wären erlöst. Nur das Schwein, der Göring, hätte das Glück gehabt, denn der war in Berlin. Wenn das Attentat geglückt wäre, wäre die ganze Regierung zusammengebrochen und Österreich wäre wieder selbständig geworden“.

Dies führt dazu, dass er nach einer Denunziation seiner Zellengenossen am 15.8.1940 von einem Sondergericht beim LG St. Pölten zusätzlich zu 8 Jahren schweren Kerker verurteilt wird unter Anrechnung der Untersuchungshaft vom 15.1.1940 bis 15.8.1940:

„Gem. § 21 STG ist Verschärfung der Strafe durch Anweisung eines harten Lagers vierteljährlich und gem. § 23 STG. die einsame Aussperrung in dunkler Zelle am 8.11. eines jeden Jahres während der Strafteil angeordnet worden.“

Am 28.6.1941 teilt der „Deutsche Reichsanzeiger und Preußische Staatsanzeiger“ mit, dass Karl Schröckenfuchs als Folge der Verurteilung am 8.5.1941 der akademische Grad als Dr. phil. von der Universität Wien aus politischen Gründen aberkannt worden sei. Von St. Pölten wird er Ende Juni 1942 in die Strafanstalt Garsten/OÖ verlegt. Von hier erfolgen Mitte Juli 1943 die Überstellung zur berüchtigten „Strafdivision 999“ der deutschen Wehrmacht auf den Truppenübungsplatz Heuberg (Krs. Sigmaringen/Baden-Württemberg) und kurz vor Weihnachten 1943 der Einsatz zum „Entminungsdienst“ sowie zur „Partisanenbekämpfung“ in Griechenland, wo er im April 1945 auf der Insel Leros (Ägäis) in britische Kriegsgefangenschaft gerät, die er auf der Sinai Halbinsel in Ägypten verbringt.

Nach acht Jahren und neun Monaten kann Karl Schröckenfuchs im Dezember 1946 in die Heimat zur Familie zurückkehren und als Gymnasialprofessor am Bundes-Realgymnasium in Leoben wieder tätig werden. Hier wird er 1948 zum Direktor ernannt.

1955 sind 181 Personen von der Universität Wien rehabilitiert worden. Karl Schröckenfuchs und Eduard Michl gehören zu den 32 Namen auf einer bis dahin unbekannte Liste vom 28.6.1941, die 2002 zufällig im Universitätsarchiv Wien entdeckt worden ist. Am 10.4.2003 hat der Senat der Universität Wien beschlossen, „generell sämtliche Aberkennungen von akademischen Graden durch die Universität Wien aus politischen Gründen zur Zeit des Nationalsozialismus für nichtig zu erklären und einen entsprechenden Vermerk in den Promotionsprotokollen der Universität Wien vorzunehmen.“

Damit soll – für die im Aufhebungsbeschluss von 1941 Genannten-

„die akademische Ehre alljener Akademikerinnen – auch stellvertretend für noch nicht rehabilitierte Personen – wiederhergestellt werden“.

In einer feierlichen Gedenkveranstaltung der Universität sind am 31.3.2004 die im zeithistorischen Seminar hierzu erstellten Forschungsergebnisse – unter Würdigung und Rehabilitierung der Betroffenen – vorgestellt und die Aberkennung des Doktorgrads auch der bisher 32 Vergessenen öffentlich für nichtig erklärt worden.

Orte

Wohnort:

Sauraugasse 1 (Leoben)

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 309 - 311.; Photo: ÖVfStg

Karl Schröckenfuchs

Lehrer
GlL, NdW, LUL, WMH
* 11. Jän. 1903
Teplitz-Schönau
† 10. Sep. 1965
Leoben
Haft, Strafkompanie