Alfred Palisek
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Schulverweis 1938,
Entlassung 1940,
Widerstandskämpfer
Mitgliedschaften
MKV:
Lebenslauf
Alfred Palisek besucht das Humanistische Gymnasium in Wien 3., Kundmanngasse. Er nimmt in den Nachmittagsstunden des 11.3.1938 an einem Demonstrationszug der VF teil und erlebt hier die Auseinandersetzung mit NS-Schlägergruppen. Sofort nach dem Anschluss wird er Zeuge der zwangsweisen Entfernung eines Teiles des Lehrkörpers seiner Schule sowie des Ausschlusses seiner jüdischen Mitschüler. Seine regimekritische Einstellung hat die „relegatio discipuli“, den Verweis von der Schule zur Folge. Letztlich ausschlaggebend dafür ist wohl gewesen, dass er am 20.4.1938 eine Kohlezeichnung seines Zeichenprofessors mit dem Portrait Adolf Hitlers, das alle Schüler kopieren sollen, zerrissen hat. Nach dem Schulverweis ist er vorwiegend im graphischen Gewerbe tätig, wird 1940 im Kartographischen Amt dienstverpflichtet, dann aber wegen einer „wehrkraftzersetzenden Äußerung“ entlassen. In Abendkursen will er 1942 an der Maturaschule Roland den Schulabschluss machen. Er wird aber bereits im Oktober 1941 zur deutschen Wehrmacht einberufen. Um dort weiteren Schikanen aus dem Weg zu gehen, meldet er sich an die Front und wird im Herbst 1942 dem Grenadierregiment in Tunis zugeteilt. Hier gerät er am 8.5.1943 in englische Kriegsgefangenschaft. Ende des Monats wird er den US-Truppen in Casablanca übergeben. Im Sommer 1943 erfolgt eine weitere Verlegung nach der Oase Quarzazate im Bereich der Sandstürme aus der Sahara, wo die Kriegsgefangenen von den Franzosen zu Straßenbauarbeiten herangezogen werden. Alfred Palisek beginnt mit der Werbung für eine „Österreichische Legion“, um aktiv einen Beitrag zur Befreiung Österreichs zu leisten. Weil die Österreicher das Hakenkreuz von den Uniformen entfernt haben, werten dies die deutschen Mitgefangenen als „Hochverrat“. Um weitere Zwischenfälle zu vermeiden, werden schließlich die deutschen von der österreichischen Kriegsgefangenen getrennt.
In einem Sammellager für Österreicher in Algerien beginnt Alfred Palisek mit der Werbung für ein österreichisches Bataillon, dem bald 280 Mann angehören. Seine Bemühungen stoßen aber sowohl bei den Franzosen als auch bei den Engländern auf große Skepsis. Dort denkt man zunächst an eine Aufstellung im Rahmen der Fremdenlegion, was aber die Österreicher ablehnen. In Sidi Bel Abbes, der Garnison des ersten Regiments der französischen Fremdenlegion, erhalten die österreichischen Kriegsgefangenen eine mehrwöchige Ausbildung, ehe sie in ein italienisches Kriegsgefangenenlager in der Nähe von Marrakesch gebracht werden, wo sie schwer arbeiten müssen.
Im Sommer 1944 werden auf Befehl von General Alphanse Juin (1888–1967), Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Nordafrika, alle Österreichischen Kriegsgefangenen in einem Österreichlager zusammengeführt. Am 25.10.1944 lässt Alfred Palisek im Lager ein Heft mit folgender Erklärung zirkulieren:
„Als freier Österreicher bekenne ich mich zu einem unabhängigen Österreich und bin bereit, aktiv, und wenn es sein muss, auch mit der Waffe in der Hand for Österreich einzutreten. Ich bekunde dies mit meiner Unterschrift.“
Sowohl in den USA als auch in Frankreich und Großbritannien sind alle Bestrebungen zur Bildung einer österreichischen Exilregierung am mangelnden Willen der sozialistischen Emigration zur Zusammenarbeit gescheitert. Auf Grund dieser verschiedenen internen wie auch politischen Bedenken kommt erst am 9.4.1945 der Befehl zur Aufstellung einer österreichischen Einheit. Zu diesem Zeitpunkt gibt es bereits über 1.000 Meldungen. Am 4. Mai werden die ersten 200 Mann eingekleidet und von Algier über Marseille nach Riome (nahe Clermont-Ferrand) in Marsch gesetzt, wo die Franzosen am 25.5.1945 das erste österreichische Freiwilligenbataillon in der Stärke von 500 Mann aufbauen.
Erst am 14.9.1945 kommt es zur Verlegung nach Lindau und dem Ausfassen „österreichischer“ Uniformen sowie am 26.9. zur Weiterfahrt nach Innsbruck, wo sie zur Unterstützung der französischen Besatzungstruppen eingeteilt werden. Am 31.12.1945 wird die 484 Mann starke Einheit, die seit November in Bregenz eingesetzt worden ist, aufgelöst. Das „1er Bataillon de Volontaires Autrichiens“ (1er B.V.A.) ist die einzige Österreichische Militärformation, die im Rahmen der West-Alliierten auch tatsächlich zum Einsatz gekommen ist.
Alfred Palisek verbleibt bis Februar 1946 in Kriegsgefangenschaft im Österreicherlager Camp Suzzoni in Nordafrika. Im Frühjahr 1946 werden die letzten Österreicher auf ein Schiffverladen mit Kurs Marseille. Die Odyssee ist zu Ende.
Alfred Palisek wird beruflich zunächst bei der Wiener Polizei tätig und wechselt dann ins Verteidigungs- und Finanzministerium.
Orte
Wohnort:
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 242-244.; Photo: ÖVfStg