Alberich (Karl) Berger OCist

Personalia

Ordensname:

Alberich, OCist

Geboren:

20. November 1895, Wien

Gestorben:

18. Dezember 1953, Ravelsbach

Beruf:

Preister

Verfolgung:

Haft 1938 (3 Wochen)

Mitgliedschaften

ÖCV:

K.Ö.St.V. Austria Wien

Lebenslauf

Karl Berger besucht das Erzherzog-Leopold-Salvator-Gymnasium in Wien und macht hier im November 1914 die Kriegsmatura, anschließend wird er von 1914–1918 zum Wehrdienst eingezogen. Kurz nach der Rückkehr tritt er ins Priesterseminar Wien ein. Im Jänner 1919 sucht er um Aufnahme bei den Zisterziensern des Stiftes Lilienfeld an, die er seit seiner Jugend kennt. Er erhält hier bei der Einkleidung am 7. Februar 1919 den Ordensnamen Alberich. Seine philosophisch-theologischen Studien absolviert er in Wien, Heiligenkreuz und Innsbruck, wo er 1923 Priesterweihe erhält.

1928 wird er, zu der Zeit Kaplan in Lilienfeld, bei der Studentenverbindung Austria Wien aufgenommen. Nach verschiedenen seelsorglichen Einsätzen, so z. B. in Wilhelmsburg, Obermeisling und Ravelsbach sowie zwischendurch auch als Kaplan in Lilienfeld, übernimmt P. Alberieb 1934 die zum Stift Lilienfeld gehörige Pfarre Unterretzbach als Pfarrvikar. Er schildert in der dortigen Pfarrchronik ausführlich ungeschönt die politischen Ereignisse. So schreibt er z. B. im Sommer 1934: „Unsere Nazis erfrechten sich, die Pfarrhofmauer zu beklecksen. Sie drangen in der Nacht in den Vorgarten ein, und in der Frühe prangte am Pfarrhof neben der Haustüre mit schwarzem Eisenlack: ‚Geduld, wir kommen!‘“ [und ein Hakenkreuz dazu].

Sein „sehr eigenwilliger Charakter“ (so das Professbuch) machen ihn – im Gegensatz zu seinen Amtsvorgängern – von vornherein zum Gegner der Nationalsozialisten. Nach dem Anschluss notiert er: „Am 11. März 1938 überraschte uns die Radionachricht, als unser viel geliebter Bundeskanzler Schuschnigg seinen Rücktritt kundgab. Hier in Unterretzbach übernahm Vinzenz Singer die provisorische Leitung der Gemeinde. Es muss festgestellt werden, dass als SA-Leute die größten Gauner und gerichtlich vorbestraften Diebe mit Armbinde und Gewehr Dienst machten und ‚Heil Hitler‘ brüllten.“

Weil er – so der Vorwurf – die „Gestapoanweisung betreffs des Christi Himmelfahrtstages“ nicht befolgt hat, wird er drei Wochen im Landgericht Znaim in „Schutzhaft“ genommen.

Der Pfarrchronik ist ein Flugblatt in der Form einer Todesanzeige beigelegt, das die damalige prekäre Situation schildert: „In unvergesslichem Schmerz geben wir die traurige Nachricht, dass ganz plötzlich und unerwartet unsere liebe, gute Nährmutter, Frau Rosa Brotmarke, geborene Weizenmehl, verschieden ist. Mit knurrendem Magen werden wir ihrer gedenken. Die Asche wird im Familiengrab beigesetzt, wo schon folgende Verwandte selig ruhen: Schmalz, Zigaretten, Wein, Mohnstrudel, Salami, Stelzen, Schlagobers und Rahm. Obenstehende Personen sind beim Anschluss gestorben und waren österreichische Staatsbürger.“

Gegen Ende des Krieges wird die Gegend um Unterretzbach zum Durchzugsgebiet der verschiedensten Flüchtlingsströme, die vor den Russen geflohen sind und hier Schutz suchen, so z. B. aus Schlesien. „Der protestantische Pfarrer kam in SS-Montur. Beim Kriegerdenkmal Heldenfeier, im Wirtshaussaal Gottesdienst. Kein Kruzifix, sondern großes Hitler-Bild.“ – so die Pfarrchronik.

Mit der Kapitulation am 8. Mai 1945 endet zwar der Naziterror, anstelle dessen sind marodieren russische Einheiten in Unterretzbach. Alberich Berger muss miterleben, wie sein Pfarrhaus geplündert wird. „Sehr traurig war diese Nacht für viele der Frauen und Mädchen. Sie wurden manchmal unter Waffendrohung vergewaltigt. Alte und junge.“ – so die Pfarrchronik und weiter: „Ein russischer Offizier soll behauptet haben, es wird hier in Österreich bloß fünf Prozent von dem gemacht, was die deutschen Soldaten, besonders die SS, in der Ukraine getrieben haben.“

In all dem Flüchtlingselend und Durcheinander konstituiert sich bereits am 15. Mai ein provisorischer Gemeinderat mit christlich-sozialer Mehrheit. Da Pfarrer Alberich Berger zu den drei Sozialdemokraten in diesem Gemeinderat gehört wird er abberufen und versetzt.

Quellen

Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStg, 2013) S. 236.

Alberich Berger OCist

Preister
AW
* 20. Nov. 1895
Wien
† 18. Dez. 1953
Ravelsbach
Haft