Medizinalrat Dr. Rudolf Ruthensteiner

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Rudolf Ruthensteiner
Bild: Rudolf Ruthensteiner, Privat

Personalia

Geboren:

18. November 1911, Linz

Gestorben:

6. September 1992, Linz

Beruf:

Arzt

Verfolgung:

Haft 28.12.1943 - Ende April 1944 in Simferopol (Krim)

Ehrungen:

Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs

Mitgliedschaften

ÖCV:

K.Ö.H.V. Carolina Graz

Lebenslauf

Rudolf Ruthensteiner kommt in Linz als ehelicher Sohn des Leitenden Direktors der Landeshypothekenanstalt Oberösterreich, Rudolf Anton Ruthensteiner, und seiner Gattin Leopoldine, geborene Petschneck, zur Welt. Nach der Volksschule besucht er das Bundesrealgymnasium Khevenhüllerstraße in Linz. Nach seiner Matura 1930 studiert er in Graz Medizin und wird am 1932 bei der Studentenverbindung Carolina Graz Mitglied. Er wird Mitglied der Vaterländischen Front und engagiert sich vehement gegen den Nationalsozialismus. So auch für die geplante Volksabstimmung für ein freies und unabhängiges Österreich für den 13. März 1938.

Am 12. März 1938 muss er erleben, wie das freie und unabhängige Österreich mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht untergeht. Die für den 15. März 1938 anberaumte Promotionsfeier wird kurzfristig abgesagt. An diesem Tag werden SA-Männer vor der Universität postiert, um die Feierlichkeiten zu verhindern. Rudolf Ruthensteiner, der fürchten muss, wegen seiner Aktivitäten für Österreich und Bundeskanzler Kurz von Schuschnigg für die bevorstehende Volksabstimmung festgenommen zu werden, schafft es über die Mensa in die Universität zu kommen und es gelingt ihm tatsächlich, zum Rektor vorzudringen, der ihm nach längerer Diskussion die Promotionsurkunde formlos überreicht. Als er die Universität verlassen möchte, rät ihm ein älterer Herr noch das patriotisch-österreichische Abzeichen der Vaterländischen Front am Revers abzunehmen.

Ich hab mir damals gedacht: draufgehen tust du sowieso. Ich geh‘ viel lieber gegen Hitler drauf, als wie kämpfend oder mittuend für Hitler

Rudolf Ruthensteiner nach dem II. Weltkrieg

Einige Tage später tritt er den Dienst als Sekundararzt im Krankenhaus der 'Barmherzigen Schwestern' in Linz an. Nach kurzer Zeit muss der ÖCVer Platz für nationalsozialistische Ärzte machen. Er geht nach Wien und bekommt an der III. Medizinischen Abteilung einen Platz als unbezahlter Gastarzt. Da er sich aber eine unbezahlte Stelle auf Dauer nicht leisten kann, meldet er sich als Militärarzt zur Wehrmacht und wird im Nov. 1938 einberufen. 1941 heiratet er Gertrude Klein und wird in weiterer Folge Vater zweier Töchter und eines Sohnes.

Am 28. Dezember 1943 wird der aktive Stabsarzt Rudolf Ruthensteiner, Angehöriger des 138. Gebirgsjäger-Regimentes, letzter militärischer Rang Hauptmann, vom Kriegsgericht der 97. Infanterie-Division auf der Halbinsel Kertsch/Krim wegen 'Zersetzung der Wehrkraft des deutschen Volkes … zum Tode, zur Wehrunwürdigkeit und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrecht'“ verurteilt. Als 'wehrkraftzersetzend' sind seine diversen Äußerungen über die Kriegsführung und den „größten Feldherrn aller Zeiten“ (GröFaZ) gewertet worden. Bis Anfang April 1944 wartet er in einer Einzelzelle des 'Beweglichen Heeresgefängnisses II' in Simferopol auf die Vollstreckung oder die Revision des Urteils. Das Vordringen der Russen auf der Krim bringt eine Verlegung per Schiff nach Rumänien. Am Abend seiner Ankunft in Constanza [heute: Constanta in Rumänien] wird Rudolf Ruthensteiner als letztes Aufgebot mit dem Flugzeug (Ju 52) nach Sewastopol zurückgeflogen, weil hier Ärzte gebraucht werden. Er wird einer Infanterieeinheit zugeteilt, die am 7. Mai 1944 in russische Kriegsgefangenschaft gerät.

Photo von Rudolf Ruthensteiner mit Familie
Rudolf Ruthensteiner mit Familie
Bild: Rudolf Ruthensteiner, Privat

Ein guter und gewissenhafter Arzt. Arbeitsam. Hitler gegenüber ablehnend eingestellt. Für gegen Hitler gerichtete Agitation wurde er in der ehemaligen deutschen Wehrmacht von Gestapoleuten sogar zum Tode verurteilt. … Sehnt sich sehr nach seiner Familie und nach seiner Heimat. … Auf Grund seiner bislang (beinahe) drei Jahre dauernden Gefangenschaft auf die Sowjetunion nicht gut zu sprechen. Ist der Meinung, dass er als Opfer der Nationalsozialisten das Recht hätte, nach Österreich zurückzukehren. Gläubiger Katholik. Vertritt die Meinung, dass es in der Sowjetunion auf Grund der sehr kleinen Zahl an Gläubigen zu keinem Wohlstand kommen könne. […] Hält die UdSSR für ein wenig kultiviertes, wildes und amoralisches Land […]

Beurteilung von Oberleutnant Nikolaev, Leiter der Lagerabteilung Nr. 52 in Sewastopol

In der russischen Kriegsgefangenschaft erlebt Rudolf Ruthensteiner die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik am April bez. Mai 1945. Erst nach mehr als 4 Jahren am 12. Oktober 1948 kehr er aus der Kriegsgefangenschaft zurück in die Heimat und arbeitet als praktischer Arzt in Gampern. Darüber hinaus ist er unbezahlter Gastarzt in der Frauen- und Kinderklinik Linz, ab 1949 praktischer Arzt in Linz und Schularzt in der HTL1 Linz, wo er auch Anatomie für Künstler unterrichtet.

Rudolf Ruthensteiner engagiert sich in der Vereinigung Oberösterreichischer Ärzte aktiv, deren Mitbegründer er ist und im Heimkehrerverband. 1981 geht er in Pension und verstirbt mit 80 Jahren in Linz. Er findet seine letzte Ruhestätte am Barbarafriedhof in Linz.

Orte

Wohnort:

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 290/291.

Rudolf Ruthensteiner, Privat

Rudolf Ruthensteiner

Arzt
Cl
* 18. November 1911
Linz
† 6. September 1992
Linz
Haft