Dr. Rudolf Ruthensteiner
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 28.12.1943 - Ende April 1944 in Simferopol (Krim)
Mitgliedschaften
ÖCV:
Lebenslauf
Der Linzer Rudolf Ruthensteiner studiert in Graz Medizin und wird am 1932 bei der Studentenverbindung Carolina Graz Mitglied. 1938 promoviert er zum Dr. med. univ. Einige Tage später tritt er den Dienst als Sekundararzt im Krankenhaus der „Barmherzigen Schwestern“ in Linz an.
Nach kurzer Zeit muss der CVer Platz für Nazi-Ärzte machen. Er geht nach Wien und bekommt an der III. Medizinischen Abteilung einen Platz als unbezahlter Gastarzt. Da er sich aber eine unbezahlte Stelle auf Dauer nicht leisten kann, meldet er sich als Militärarzt zur Wehrmacht und wird im Nov. 1938 einberufen.
Am 28.12.1943 wird der aktive Stabsarzt Rudolf Ruthensteiner, Angehöriger des 138. Gebirgsjäger-Regimentes, letzter militärischer Rang Hauptmann, vom Kriegsgericht der 97. Infanterie-Division auf der Halbinsel Kertsch/Krim wegen „Zersetzung der Wehrkraft des deutschen Volkes … zum Tode, zur Wehrunwürdigkeit und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte“ verurteilt. Als „wehrkraftzersetzend“ sind seine diversen Äußerungen über die Kriegsführung und den „größten Feldherrn aller Zeiten“ (GröFaZ) gewertet worden. Bis Anfang April 1944 wartet er in einer Einzelzelle des „Beweglichen Heeresgefängnisses II“ in Simferopol auf die Vollstreckung oder die Revision des Urteils. Das Vordringen der Russen auf der Krim bringt eine Verlegung per Schiff nach Rumänien. Am Abend seiner Ankunft in Constanza [Constanta] (Rumänien) wird Rudolf Ruthensteiner als letztes Aufgebot mit dem Flugzeug (Ju 52) nach Sewastopol zurückgeflogen, weil hier Ärzte gebraucht werden. Er wird einer Infanterieeinheit zugeteilt, die am 7.5.1944 in russische Kriegsgefangenschaft gerät, aus der er erst nach mehr als 4 Jahren am 12.10.1948 zurück in die Heimat entlassen wird. In der Beurteilung von Oberleutnant Nikolaev, Leiter der Lagerabteilung Nr. 52 in Sewastopol, heißt es u. a.:
„Ein guter und gewissenhafter Arzt. Arbeitsam. Hitler gegenüber ablehnend eingestellt. Für gegen Hitler gerichtete Agitation wurde er in der ehemaligen deutschen Wehrmacht von Gestapoleuten sogar zum Tode verurteilt. … Sehnt sich sehr nach seiner Familie und nach seiner Heimat. … Auf Grund seiner bislang (beinahe) drei Jahre dauernden Gefangenschaft auf die Sowjetunion nicht gut zu sprechen. Ist der Meinung, dass er als Opfer der Nationalsozialisten das Recht hätte, nach Österreich zurückzukehren. Gläubiger Katholik. Vertritt die Meinung, dass es in der Sowjetunion auf Grund der sehr kleinen Zahl an Gläubigen zu keinem Wohlstand kommen könne. … Hält die UdSSR für ein wenig kultiviertes, wildes und amoralisches Land ….“
Nach dem Krieg arbeitet er als praktischer Arzt in Linz.
Orte
Wohnort:
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 290/291.