Hofrat Dr. Franz Rehrl
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft Mai 1938 - 24.12.1938,
Entlassung, Haft 12.12.1939 - 18.08.1941,
Haft 25.07.1944 - 19.08.1944,
KZ Ravensbrück 19.08.1944 - Jänner 1945,
Haft Jänner 1945 - 25.04.1945
Mitgliedschaften
MKV:
ÖCV:
Sonstige Mitgliedschaften:
Lebenslauf
Franz Rehrl besucht das k. k. Staatsgymnasium in seiner Heimatstadt Salzburg. Dort schließt er sich 1906 der Mittelschulverbindung Almgau Salzburg an. Er wird 1910 Vorsitzender des damals illegal bestehenden MCV und erhält auch die Mitgliedschaft der Südtiroler Mittelschulverbindung Waltharia (Habsburgia) Bozen.
Nach der Matura beginnt er im Herbst 1910 das Jusstudium in Wien und wird 1910 bei der Studentenverbindung Austria Wien aufgenommen. Wegen seiner Diabetes wird er vom Kriegsdienst befreit. Bereits am 1914 erlangt er das Absolutorium und tritt nach Absolvierung der Gerichtspraxis in den Dienst der Salzburger Landesverwaltung. 1915 promoviert er zum Dr. iur. Politisch findet er rasch Zugang zu christlich-sozialen Kreisen.
Im Herbst 1918 gehört er als Abgeordneter der CSP der provisorischen Salzburger Landesversammlung an, im April 1919 wird er zum Landeshauptmann-Stellvertreter ernannt. 1922 wählt der Landtag mit den Stimmen der Sozialdemokraten Franz Rehrl zum Landeshauptmann von Salzburg, dieses Amt übt er bis 1938 aus. Am 13.5.1929 wird er „anlässlich der Eröffnung der auf seine Anregung erbauten Autostraße auf den Gaisberg in Würdigung seiner ganz hervorragenden Verdienste um das Wirtschaftsleben der Stadt einstimmig zum Ehrenbürger“ ernannt; in der NS-Zeit widerrufen, seit 9.4.1946 Ernennung bestätigt.
Ein Angebot von Kanzler Engelbert Dollfuss, in die Bundesregierung einzutreten, schlägt er aus, weil er gewisse Vorbehalte gegen den autoritären Kurs hat. Nach einer Serie von national-sozialistischen Anschlägen in Österreich hätten am 13.6.1933 führende NSDAP-Köpfe verhaftet werden sollen, die aber untertauchen können [unter ihnen auch Adolf Eichmann], weil sie von einem Polizeibeamten vorgewarnt worden sind. Die Polizei ist bereits vor dem Anschluss von nationalsozialistischen Parteigängern unterwandert.
Der Februar 1934 verläuft in Salzburg ruhig. Franz Rehrl setzt sich für verhaftete Salzburger Sozialdemokraten ein und erreicht deren Freilassung. Das bringt ihn in Gegnerschaft zu den Heimwehrverbänden, die offen seine Ablöse fordern. 1935 wird die Großglockner-Hochalpenstraße eröffnet, ein Bauwerk, für dessen Errichtung Franz Rehrl viel persönliches Engagement investiert hat.
Ehe die deutsche Wehrmacht die Grenzen Österreichs überschritten hat, hat der bis dahin illegale Gauleiter von Salzburg Anton Wintersteiger (1900–1990) bereits am Abend des 11. März 1938 den Anschluss [als „Anschluss von innen“] verkündet. Franz Rehrl übergibt am 13.3.1938 die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger. Am 16.3. wird er von seiner Position als Direktor der Landeshypothekenanstalt abgelöst und im Mai 1938 verhaftet, ins Polizeigefangenenhaus eingeliefert und später ins Landesgericht überstellt. Ein Untersuchungsausschuss, der das politische Verhalten des Landesbeamten überprüfen soll, versucht ihm Unregelmäßigkeiten nachzuweisen. Ein vorläufiger Bericht über die Erhebungen bringt keine konkreten Ergebnisse. Die Gestapo beschreibt ihn als „führenden Politiker des Systems Schuschnigg im Lande Salzburg und … als den politischen Führer des Salzburger Katholizismus.“ Ferner wird er als „geiziger Nutznießer des politischen Katholizismus“ dargestellt, „der während seiner Regierungszeit nur auf sein eigenes Wohl geschaut habe.“
Wegen seines schlechten gesundheitlichen Zustandes wird Franz Rehrl ins Inquisitenspital überwiesen. Am 24.12.1938 wird er aus der Haft entlassen und gauverwiesen. Er wählt Karlsbad zum Aufenthaltsort, wo er schon öfter wegen seiner Zuckerkrankheit zur Kur gewesen ist. Dort muss er sich täglich bei der Gestapo melden. Zum 1.6.1938 erfolgt die Entlassung und Versetzung in den dauernden Ruhestand. Seit 1.1.1939 hat er unter Berufung auf § 4 Abs. 1 der Verordnung zur Neuordnung des Österreichischen Berufsbeamtenturns keinen Anspruch auf Ruhestandsgenuss mehr. Das NS-Regime lässt am 6.9.1939 verlautbaren, gegen den ehem. Landeshauptmann sei gern. Verordnung vom 18. November 1938 eine Steuerstrafe von 96.514 RM erhoben worden. Am 12.12.1939 wird er neuerlich verhaftet und zwar wegen Devisenvergehens und nach Salzburg überführt. Monatelang wird mit Akribie nachgeforscht, um ihn der Korruption zu überführen, aber die Hauptverhandlung am 18.8.1941 spricht ihn in allen Anklagepunkten frei, so wird er wieder aus der Haft entlassen und im Kloster St. Peter isoliert. Über seine Rehabilitierung ist in der NS-Presse nichts zu lesen. Unter Berufung auf die „Verordnung über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens im Lande Österreich“ vom 18.11.1938 [von dieser Verordnung sind vor allem Juden betroffen] wird Franz Rehrls gesamtes Vermögen eingezogen und zwar „zugunsten des Landes Salzburg“, auch sein Wohnhaus, Bürglsteinstraße 4, wird konfisziert und dient dann als Quartier für den Kommandanten des SS-Oberabschnitts Alpenland Alfred Rodenbücher (1900–1980) und den „Gaukämmerer“ Dr. iur. Robert Lippert (1902–1966). Franz Rehrl ist kein Steuerbetrüger gewesen, sondern ein Racheopfer, das finanziell ruiniert und geächtet werden soll.
Durch Vermittlung des Salzburger Erzbischofs Rohracher (1943–1969) entstehen im August 1943 Kontakte von Franz Rehrl zu den Männern des 20. Juli 1944, über die Attentatspläne erhält er wohl keine Kenntnis. Sofort nach dem missglückten Attentat auf Adolf Hitler wird Franz Rehrl am 25.7.1944 in Zell am Ziller erneut verhaftet, nach Salzburg zum verschärften Gestapo-Verhör gebracht und am 19.8. in das KZ Ravensbrück als Gefangener des Sonderkommandos „20. Juli“ im RSHA unter der Führung von Ernst Kaltenbrunner [aus Ried im Innkreis] (1903–1946). Einem Bericht Ernst Kaltenbrunners ist zu entnehmen, dass Franz Rehrl nach geglücktem Attentat als „politischer Beauftragter“ im Wehrkreis XVIII (Salzburg) tätig werden soll, was er aber abgelehnt hat. Zu Beginn des Jahres 1945 erfolgt die Verlegung in das Gefängnis nach Berlin-Moabit, wo ihn ein Strafverfahren erwartet.
Hier trifft er auf den früheren niederösterreichischen Landeshauptmann Josef Reither. Jetzt wird Franz Rehrl beschuldigt, Helmuth James Graf von Moltke nach dem Gespräch mit ihm im August 1943 nicht angezeigt zu haben. Die Anklage des VGH lautet: „Nichtanzeige eines hochverräterischen Unternehmens“ und ist datiert vom 11.4.1945.
Mit dem Fall Berlins kommt Franz Rehrl am 25.4.1945 frei und kehrt nach einem Krankenhausaufenthalt im St. Hedwigs-Spital nach Salzburg zurück, wo er am 15.8. mit einem Festzug begrüßt wird. Die neuerliche Berufung zum Landeshauptmann lehnt er aus gesundheitlichen Gründen ab und ist bis zu seinem Tod am 23.1.1947 praktisch ständig an das Krankenbett gefesselt.
Orte
Verfolgung:
Ehrung:
Wohnort:
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 271 - 273.; Photo: ÖCV