Rudolf Kroyer

Rudolf Kroyer

Personalia

Geboren:

25. März 1905, Zemendorf

Gestorben:

24. November 1997, Wien

Beruf:

Lehrer

Verfolgung:

Haft 25.03.1938 - 09.04.1938,
Entlassung,
Haft 26.02.1940 - 11.03.1940

Mitgliedschaften

MKV:

Lebenslauf

Rudolf Kroyer besucht die katholische Pfarrschule in Zemendorf, an der teilweise noch ungarisch unterrichtet wird. Er wird Mitglied im „Reichsbund der katholisch-deutschen Jugend Österreichs“. 1925/26 wechselt er auf das humanistische Gymnasium in Eisenstadt. Während seiner Mittelschulzeit wird er 1929 bei der Mittelschulverbindung Saxo-Teutonia in Wien (heute Merkenstein Berndorf) sowie später im Jugendbund Neuland aktiv. 1932 maturiert er und wird Volksschullehrer.

Als Lehrer und Organist an der katholischen Pfarrschule in Rust gründet er zusammen mit weiteren Interessierten einen Ortsverband der Vaterländischen Front. 1934 bis 1938 ist er an der katholischen Pfarrschule in Neutal im mittleren Burgenland und als Mitglied in der VF im Kulturwerk „Neues Leben“ tätig.

„Wer mich in Neutal zwischen 1934 und 1938 politisch wirklich gekannt hat, der wusste um mein sehr überzeugtes Österreich-Bewusstsein.“

Den Anschluss beschreibt Rudolf Kroyer wie folgt:

Als Kanzler Schuschniggs ‚Gott schütze Österreich im Radio zu hören war, ahnte ich, dass meine Zeit als Neutaler Lehrer zu Ende sei. Noch in derselben Nacht, 11. auf den 12. März 1938, holten mich einige illegale Nationalsozialisten in das Extrazimmer eines Neutaler Gasthauses, um mir vor einer großen Hakenkreuzfahne bewusst zu machen, dass eine neue Zeit angebrochen sei. … Am 25. März fuhr ich nach Neutal zurück, um zu erfahren, wie es mit mir als Lehrer weitergehen soll.“

In der Nacht vom 25. auf 26.3. 1938 wird der „Schwarze“ von SA-Männern verhaftet: („Anziehen, einiges für das Gefängnis mitnehmen!“) und nach Oberpullendorf ins Gefängnis gebracht. „Im Bezirksgericht von Oberpullendorf nahmen mich junge Burschen in SA-Uniform, meine ehemaligen Schüler, mit jener Achtung auf, die damals noch einem Dorflehrer selbstverständlich zustand.“ Sie bewahren ihn auch vor der Strafe des Straßenkehrens mit dem Satz: „Unser Lehrer kehrt die Straße nicht, eher springen wir für ihn ein.“

„Eines Tages fuhr der Tierarzt von Draßmarkt, der ein bekannter Nazi war, beim Bezirksgericht in Oberpullendorf vor und hat verlangt, der Kroyer möge sein Auto waschen. Er wollte mich demütigen und mir zeigen: jetzt sind wir, die Braunen, die Herren, und du als schwarzer Vasall des Ständestaates, du bist jetzt unten durch. Jetzt geschah Folgendes. Die Bewachungsmannschaft dort, SA-Leute aus Neutal, also aus meiner Schulgemeinde, haben zum Tierarzt gesagt: ‚Kommt nicht in Frage. Unser Lehrer wird Ihr Auto nicht waschen!‘“

Nach 14 Tagen wird Rudolf Kroyer aus der Haft und vom Bezirks-Schulinspektor fristlos sowie ohne Abfertigung aus dem Schuldienst entlassen. Um weiteren Verfolgungen zu entgehen, geht er dann im Oktober 1938 nach Bremen als kaufmännischer Angestellter in einer Speditionsfirma. Wegen einer „defaitistischen Äußerung gegen das NS-Regime“ beim Friseur – beobachtet von einem Gestapomann – wird er am 26.2.1940 neuerlich für 14 Tage in Schutzhaft genommen, aus der ihn sein „Chef, ein reicher, angesehener Bremer Spediteur durch Bestechung ‚losgekauft‘“ hat. Da Rudolf Kroyer bei der Haftentlassung ein Revers zur Unterschrift vorgelegt wird, der bei Wiederholung solcher abfälligen politischen Bemerkungen ohne vorherige Gerichtsverhandlung die sofortige Einlieferung in ein KZ androht, zieht er es vor, sich zur Wehrmacht zu melden und so unterzutauchen.

„Ich, der Österreicher und Ein-Mann-Widerstandskämpfer ging freiwillig zu den ‚Preußen‘, eben aus politischer und sonstiger Klugheit.“

Er wird in Frankreich eingesetzt und gerät dort 1944 in Kriegsgefangenschaft. Am 17.5.1946 kann er in einem Viehwagen heimkehren und zieht als Hauptschullehrer nach Wien. Er promoviert 1956 zum Dr. phil. und wird 1959–1971 Hauptschuldirektor. Er engagiert sich der der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich und wird später dort Bundesobmann-Stellvertreter.

Von der Homepage des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW):

„In den Umbruchstagen, im März 1938, wurde ich aus dem Schuldienst entlassen und kam 14 Tage in die so genannte Schutzhaft nach Oberpullendorf. Da muss es im Bezirk Nazis gegeben haben, die mein Tun und meine Einstellung, meine Grundeinstellung, verfolgt haben. Ich war in den nationalsozialistischen Kreisen als Vaterländischer bekannt […] Und der Schulinspektor hat nach der Schutzhaft zu mir gesagt, wenn ich mich bekehre und Nationalsozialist werde, könnte ich weiter als Lehrer bleiben. Aber ich habe geantwortet: „Ich bin kein Nationalsozialist, und ich bejahe diese Weltanschauung nicht.“ Darauf hat er gesagt: „Na, dann können wir Sie nicht brauchen.“ […]“

„Im Gefangenenhaus Oberpullendorf waren mit mir viele Juden aus Kobersdorf. Die Juden hat man schon eingesperrt. Mit mir waren auch – in der Schutzhaft in Oberpullendorf – katholische Priester, die auch bewusste Antinazis waren, und einige Funktionäre der Vaterländischen Front.“

Orte

Wohnort:

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 188/189.; Homepage des DÖW unter www.doew.at; Stand: 23.09.2022.; Photo: ÖCV

Rudolf Kroyer

Lehrer
MSB
* 25. März 1905
Zemendorf
† 24. Nov. 1997
Wien
Entlassung, Haft