Dr. Josef Heinrich Sommer

Personalia

Geboren:

26. Juli 1888, Dux

Gestorben:

22. Dezember 1946, Wien

Beruf:

Sektionschef im Bundeskanzleramt

Verfolgung:

Haft 14.03.1938 - 21.05.1938,
Haft 12.07.1938 - 16.08.1938

Mitgliedschaften

MKV:

K.Ö.St.V. Welfia Linz

Lebenslauf

Josef Heinrich Sommer besucht das Jesuitengymnasium Mariaschein [Bohosudov]/Nordböhmen und studiert nach der Matura 1907 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der deutschen Universität Prag. Hier wird er 1907 Mitglied der Studentenverbindung Saxo-Bavaria Prag. Er beschließt 1913 sein Studium mit der Promotion zum Dr. iuris. Nach Absolvierung der Gerichtspraxis am LG in Linz wird er 1914 Konzeptpraktikant in der Statthalterei in Oberösterreich. Die Flucht Adolf Hitlers 1913 aus Österreich nach Deutschland, um der Stellungspflicht zu entgehen, gehört in dieser Zeit zu seinen bekanntesten Akten – diese Causa wird ihm später noch zum Verhängnis.

Vom 16. Jänner 1915 bis Oktober 1918 nimmt er als Einjährig-Freiwilliger beim Feldhaubitzenregiment Nr. 3, zuletzt im Rang eines Leutnants d. R., am Ersten Weltkrieg teil und wird 1918 in die OÖ-Landesverwaltung übernommen.

1922 erhält er den Auftrag, die landwirtschaftliche Krankenkasse von OÖ zu gründen, die er bis 1927 leitet. Anschließend kehrt er in den Landesdienst zurück. Daneben betätigt er sich auch politisch: er ist Obmann der CSP von Urfahr, 1923–1934 Mitglied des Linzer Gemeinderates und 1924–1930 Gauobmann der christlichdeutschen Turnvereine. Am 4. Februar 1928 gehört er zu den Mitbegründern der Mittelschulverbindung Welfia Linz.

Auf Befehl Adolf Hitlers wird am 12. März 1938 vom oö. Gauleiter August Eigruber in der Landhauskanzlei nach Adolf Hitlers Militärakt, der die seinerzeitige Stellungsflucht und die Ausbürgerung beinhaltet, geforscht. Dieser sei zwar vorhanden, aber „von einer unbekannten Person ausgehoben worden“, stellt sich am Ende der Recherchen heraus. Im Zuge dieser Ermittlungen werden der ehemalige Landeshauptmann Josef Schlegel, sein Präsidialchef Josef Heinrich Sommer sowie der christlichsoziale Klubobmann und Landesrat Josef Pfeneberger (CSP) verhaftet und einvernommen.

Nach der ersten Verhaftung und Einvernahme [wegen der Hitler-Akten] wird Josef Heinrich Sommer erneut inhaftiert und am 14.10.1938 ohne Pensionsansprüche aus dem öffentlichen Dienst entlassen sowie mit Gauverbot belegt. Josef Heinrich Sommer kann anschließend in Wien untertauchen, wo er ab Juli 1938 unter falschem Namen als Angestellter bei der Speditionsfirma Dr. August Serrat

Ehe er am 8. August 1945 das Amt des Staatsbeauftragten für das Mühlviertel übernimmt, ist er kurze Zeit vom 9. Juli 1945 bis 8. August 1945 im Finanzministerium beschäftigt. Für die ÖVP wird er von September bis Dezember 1945 zum Unterstaatssekretär in der Provisorischen Staatsregierung Renner ernannt und nach der Nationalratswahl ab 10. Jänner 1946 zum Leiter der Präsidialsektion im Bundeskanzleramt. Elf Monate später verstirbt er am Schreibtisch.

Orte

Wohnort:

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 326/327.

Josef Heinrich Sommer

Sektionschef im Bundeskanzleramt
S-B, WFL
* 26. Juli 1888
Dux
† 22. Dez. 1946
Wien
Haft