Dr. Ludwig Bernegger

Ludwig Bernegger in Couleur
Bild: ÖCV

Personalia

Geboren:

30. Dezember 1903, Hochburg-Ach

Gestorben:

13. März 1938, Linz

Beruf:

Polizeioberkommissär

Verfolgung:

In SS-Haft im März 1938 ermordet

Mitgliedschaften

MKV:

K.Ö.St.V. Rugia Ried

ÖCV:

K.Ö.St.V. Kürnberg Wien

Lebenslauf

Ludwig Bernegger besucht das Gymnasium in Ried im Innkreis und tritt im WS 1919/20 der Gymnasialverbindung Rugia bei. Nach der Matura 1923 geht er zum Studium der Rechtswissenschaften nach Wien und tritt 1923 der Studentenverbindung Kürnberg bei. Nach Abschluss des Studiums und Promotion 1928 tritt er am 1.9.1930 in die Dienste der Bundespolizeidirektion Linz. Er wird dort Polizeioberkommissär und staatspolizeilicher Referent für NSDAP-Angelegenheiten. Zu seinen Aufgaben zählt hier die strafrechtliche Verfolgung der ab 1933 in Österreich verbotenen Anhänger und Mitglieder der NSDAP wie auch insbesondere die terroristischen Anschläge der illegalen Nationalsozialisten aufzuklären. Manche überführten Täter hat er dem Anhaltelager Wöllersdorf/NÖ zugeführt. Ihm obliegt auch die Leitung der Strafanstalt Garsten. Damit gilt er für alle NSDAP-Mitglieder als „berüchtigter Naziverfolger“.

Nach dem Anschluss muss er deswegen die Rache der neuen Machthaber befürchten. In der Nacht zum 12. März 1938 besetzt die Linzer SS die Polizeidirektion in der Mozartstraße. Ludwig Bernegger wird am 12. März mittags zusammen mit Polizeidirektor Dr. Viktor J. Bentz (der am 14. März „auf der Flucht erschossen“ wird) außer Dienst gestellt. Er verlässt mit seiner Ehefrau Gerda geb. Ullmann am 13. März die Wohnung und irrt bis in die frühen Morgenstunden durch Linz. Als er sich kurz nach drei Uhr morgens am 14. März zurück in seine Wohnung wagt, erwarten ihn dort bereits SA- und SS-Männer. Er will sich der Verhaftung entziehen und springt aus einem Parterrefenster auf die Straße. Auch dort warten bereits SS-Männer auf ihn, und er wird brutal zusammengeschlagen. Auf die schweren Verletzungen weisen die später gefundenen Teile der Kopfhaut samt den spezifisch rötlichblonden Haaren auf dem vor dem Haus in der Dinghaferstraße gelegenen Kanaldeckel hin.

Schwer verletzt wird er in den frühen Morgenstunden in den Arrestantenwagen gezerrt und in die Bundespolizeidirektion Linz in der Mozartstraße gebracht. Am Tag nach der Verhaftung ist in der Nebenzelle auf einmal ein Schuss gefallen. Unklar ist, ob Dr. B. überhaupt zu dieser Zeit, als der Schuss fiel, noch lebte. Soweit die Erinnerungen der Witwe von Kriminalinspektor Josef Schmirl (1987–1938), einem weiteren Opfer in Linz, in einem Interview 1990.

Wie ein Zellennachbar berichtet, soll Bernegger am Tag nach seiner Verhaftung noch am Leben gewesen sein, denn das Wachpersonal sei, wie er wahrgenommen habe, mehrmals in Berneggers Zelle gekommen und habe ihn geschlagen. Wann und wie Bernegger letztendlich zu Tode gekommen ist, lässt sich nicht mehr genau ermitteln. Die Ermittlungen zur Entführung und zum Tod Berneggers werden vom Leiter der Linzer Kriminalpolizei, Herbert Schärninger (1890–1944), eingestellt.

Eine andere Version des Todes steht im Bericht der Kriminalpolizei Linz vom 7.10.1947, wo es u. a. heißt:

„[…] in der Nacht vom 13. zum 14. März 1938 von SS-Funktionären aus der Wohnung geholt und auf der Straße erschossen. Der Leichnam wurde sofort in das Krematorium nach Linz-Urfahr gebracht, dort eingeäschert und die Asche im Familiengrab Ullmann, der Angehörigen seiner Ehefrau, beigesetzt.“

Aus den Zeugenaussagen beim Prozess des Sondergerichts in Linz 1946/47, wo die Täter zur Rechenschaft gezogen werden sollten, geht hervor, dass am 16. März 1938 um etwa 21.00 Uhr die Leichen zum Krematorium gebracht worden sind. Die Verbrennung war am 17. März um etwa 1 Uhr früh beendet. – so die Zeugenaussage. Der tatsächliche Todestag und die Todesart können bis heute nicht festgestellt werden. Berneggers Ehefrau Gerda wird hingehalten. Man hat sie noch frische Wäsche ins Gefängnis bringen lassen und ihr dann nach 14 Tagen die Urne mit seiner Asche überreicht, ohne dass irgendwelche Erklärungen dazu abgegeben worden sind. Die Urne mit den sterblichen Überresten Dr. Berneggers ist am 14.8.1948 im Rieder Familiengrab beigesetzt worden.

Bernegger ist nach dem Anschluss das erste Todesopfer aus den Reihen des ÖCV.

Orte

Wohnort:

Quellen

  • Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien), S. 27/28.

Ludwig Bernegger

Polizeioberkommissär
Kb, RGR
* 30. Dez. 1903
Hochburg-Ach
† 13. März 1938
Linz
Haft, Ermordet