DI Hans Sylvester
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 12.03.1938 - 23.05.1938,
KZ Dachau 23.05.1938 - 19.01.1939,
Ermordet am 19.01.1939
KZ-Nummer:
Mitgliedschaften
ÖCV:
Lebenslauf
Hans Sylvester besucht das Gymnasium bei den Piaristen in Ungarisch-Altenburg [Magyarovar] und dann bei den Benediktinern in Raab [Györ]. Nach der Matura leistet er zunächst in der k. u. k. Armee von 1916 bis 1918 seinen Wehrdienst ab und ist an der Isonzofront eingesetzt. Anschließend beginnt er das Studium an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, das er 1923 mit der Graduierung zum Diplomingenieur abschließt. Bis 1926 ist er Gutsverwalter und tritt dann als Bezirksagrarreferent in die Dienste der Burgenländischen Landwirtschaftskammer in Mattersburg und Neusiedl am See und avanciert 1929 zum Kammeramtsdirektor.
Von 1927–1930 ist er Abgeordneter im Burgenländischen Landtag und 1930/31 Abgeordneter zum Nationalrat sowie 1926/27 und 1931–1934 Mitglied der Burgenländischen Landesregierung. Er ist Mitbegründer der VF im Burgenland und wird 1933 zum burgenländischen Landesleiter bestellt. Im Februar 1934 erfolgt die Bestellung zum Landeshauptmann. Er bleibt im Amt bis 1938.
Nach dem Anschluss wird er als Christlichsozialer und Repräsentant des Ständestaates am 12.3.1938 im Eisenstädter Landeshaus verhaftet, aller seiner Ämter enthoben und nach Wien überstellt. Aus dem Polizeigefängnis kommt er am 23.5.1938 nach Dachau ins KZ. Hier wird Hans Sylvester u. a. „als Zugtier vor einen Lastwagen“ gespannt und muss im Laufschritt zehn Stunden am Tag bei jeder Witterung diese Schwerstarbeit leisten.
„Als knapp vor Weihnachten [1938] die ersten Österreicher entlassen wurden und er nicht dabei war, brach sein Lebensmut vollends zusammen. Ich war sein Stubengenosse […] Wir hatten gemeinsam ein Spind und ein Doppelbett, er lag oben, ich unten. Der zweite Jännersamstag wurde ihm zum Verhängnis. Er wollte auf das heiße Bad nicht verzichten. Es hatte 15 Grad Kälte, der Baderaum 30 Grad Hitze. Bekleidet in leichten Zwilch, konnten nur starke Naturen diesen Wechsel von 40-50 Grad ertragen. Als wir uns nach dem Bade im Freien zum Abmarsch in den Block versammelten, stand Sylvester vor mir, am ganzen Leib zitternd.“ – so schildert A. Frisch die Ereignisse.
Nach dem Bad am zweiten Jännersamstag [1939] beginnt sein Todeskampf:
„Sein Hals schwoll über die Ohren hochrot an, der Arme brach zusammen und wir mussten ihn in die Stube tragen. Wir betteten ihn auf zusammengestellten Stockerln beim warmen Kachelofen. … Er röchelte und stöhnte im Schlaf … Er redete gar nichts mehr und zeigte allen ein zufriedenes, gütiges Lächeln. In der Nacht weckte uns sein Stöhnen, das bald ein Brüllen wurde. Unsägliche Schmerzen ließen den Körper erbeben. Am Sonntag, abends, durfte er erst ins Revier getragen werden und erst am Dienstag in der Früh erschien der SS-Arzt bei ihm und konstatierte Genickstarre. … Sylvesters Krankheit wurde als schwere Kopfgrippe festgestellt. … Nach weiteren zwei Tagen zeigten sich die ersten dunklen Flecken.“
In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 1939 erliegt Hans Sylvester, der korpulente Mann bis zum Skelett abgemagert, den Strapazen der Lagerhaft und der Krankheit. Er wurde im KZ Dachau ermordet.
„Da lag der tote Landeshauptmann des Burgenlandes: splitternackt, erstarrt, von Totenflecken bedeckt, ein Skelett. An der Zehe des rechten Fußes hing an einem Spagat ein Stück Pappendeckel mit der Nummer 14251.“
Als offizielle Todesursache wird Lungenentzündung angegeben.
„Vermutlich wurde er aber erschlagen. Denn sein Leichnam war übel zugerichtet“, so berichtet sein Neffe Franz Steffanek. „Das Begräbnis [in Nickelsdorf] fand nur im Kreis der engsten Verwandten statt. Niemand sonst durfte hin. Da sind die Kapos rundherumgestanden“, so Steffanek.
Orte
Verfolgung:
Ehrung:
Wohnort:
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 353/354.
Photo: Biolex des ÖCV unter www.oecv.at/biolex; Stand: 15.10.2022.