Dr. Johann Wollinger
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Elf Tage Militärarrest (Deutsche Wehrmacht),
Widerstandskämpfer (unentdeckt)
Mitgliedschaften
MKV:
ÖCV:
Lebenslauf
Johann Wollinger maturiert 1934 am Gymnasium in Wien 12 und beginnt das Studium der Rechtswissenschaften, das er 1940 mit der Promotion zum Dr. iuris abschließt. 1930 wird er Mitglied der Mittelschulverbindung Herulia Wien und 1934 Mitglied der Studentenverbindung Norica. Von Juni bis September 1937 wird er im Bundesheer militärisch ausgebildet. Er ist im Wintersemester 1937/38 und im Sommersemester 1938 der letzte Senior (Obmann) der Studentenverbindung Norica vor der Okkupation Österreichs.
Gemeinsam mit anderen rettet er in der Nacht vom 11./12.03.1938 die wertvollsten Gegenstände im Besitz der Norica, einschließlich des Archivs, bevor die SA die Bude besetzt. Sie sorgen auch dafür, dass diese Gegenstände bis nach dem Krieg versteckt bleiben. Er wird 1938 „unzähligen Einvernahmen und Verhören“ unterzogen. Johann Wollinger gelingt es, die formell nicht mehr existierende Norica weiterzufuhren. 1938 bis 1945 erfolgen die Veranstaltungen in Form von Wanderungen, in Wohnungen und in Lokalitäten, die Noricer-Familien betreiben (Gasthof Schweinberger, Wien 3., Reisnerstrasse; Hotel Exelsior in Wien 1., Rotenturmstrasse) oder über die Noricer verfügen (prakt. Arzt Dr. Johannes Pollack in Pillichsdorf). Junge Männer werden geheim aufgenommen. Robert Krasser und Hans Wollinger schaffen ein Vertrauensmännersystem unter den Mitgliedern. Gemeinsame Messfeiern aus Anlass von Jubiläen und Begräbnisse von Noricern bilden weitere Anlässe für Zusammenkünfte.
Johann Wollinger wird zunächst als Gerichtsreferendar zugelassen, aber im Juli 1941 zur deutschen Wehrmacht eingezogen und kommt 1942 in der UdSSR zum Einsatz. Wegen Schädigung des Ansehens der deutschen Wehrmacht erhält er elf Tage Arrest, davon acht Tage verschärft. Ab Oktober 1942 ist er wieder in Wien und bildet ab März 1943 eine Widerstandsgruppe im Rahmen der 05, wofür er eine Versetzung von Alfred Brodil von Enns nach Wien erreicht. Die Gruppe um Oberleutnant Hans Janauschek und Franz Derndorfer bei der Artillerie-Ersatz- und Ausbildungsabteilung 109 in Brünn bzw. Amstetten versorgt die Gruppe Wollinger in Wien mit Pistolen, Munition und Handgranaten. Die Widerstandsgruppe Wollinger nimmt auch die Hilfe der Ärzte Karl Fellinger, Franz Rischl, Franz Matschnigg, Leopold Haas, Friedrich Brunner und anderer in Anspruch, um Österreicher dem Frontdienst zu entziehen. Gegen Ende des Krieges gelingt es Johann Wollinger und sieben anderen Noricern, mit befreundeter ärztlicher Hilfe im Infektionslazarett im Sanatorium Purkersdorf unterzukommen und dadurch einer Rekrutierung für die „Verteidigung Wiens“ zu entgehen.
Nach dem NS-Terror und der Wiedererrichtung der Norica wird Johann Wollinger im WS 1945/46 neuerlich zum Senior (Obmann) gewählt und im Jänner 1946 zum Vorortspräsidenten (VOP, Obmann) des wiedererstandenen ÖCV. Er ist zunächst als Verwaltungsjurist im Bundesministerium für Unterricht, danach dann als Kammerbeamter tätig. 1954–1958 nimmt er das Mandat als Abgeordneter zum Wiener Landtag wahr und ist von 1964 bis zu seinem Tod Amtsführender Stadtrat in Wien.
Orte
Wohnort:
Quellen
Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStg, 2013) S. 598/599.
Photo: Biolex des ÖCV unter www.oecv.at/biolex; Stand: 21.10.2022.