Univ.-Prof. DDr. Erich Pakesch
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Suspendierung vom Medizinstudium WS 1938/39, Geheimer Verbindungsbeitritt 1940, Engagement im Untergrund für Studentenverbindungen 1940 - 1945
Mitgliedschaften
ÖCV:
Lebenslauf
Erich Pakesch wird als Sohn des Franz Pakesch (ursprünglich Pakeš) geboren, der Personaldirektor der Wiener städtischen Verkehrsbetriebe ist.
Erich Pakesch absolviert in Wien das Gymnasium und beginnt nach seiner Matura im Jahr 1935 mit dem Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (Dr. med. 1941), wo er der Studentenverbindung Franco-Bavaria beitritt. Aus seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus macht er als katholischer Couleurstudent keinen Hehl.
Als am Montag, den 28. November 1938 die fünf Medizinstudenten Friedrich Pakesch und Norbert Klech, beide Mitglieder der Studentenverbindung Franco-Bavaria, René Grundmann und Friedrich Muschl, beide Mitglieder der Studentenverbindung Rudolfina und Walter Ruff, Mitglied der Studentenverbindung Amelungia eine Vorlesung in Medizin an der Universität Wien besuchen, hat sich ihr betont regimekritisches Verhalten bereits herumgesprochen. Sie werden vom späteren SS-Hauptsturmführer Viktor Marounek, dem späteren SS-Hauptsturmführer Wolfgang Rabe, dem SA-Rottenführer Josef Lack und den SS-Männern Ignaz Artner, Lothar Böhm, Ernst Zartl und Friedrich Völkl beobachtet.
Viktor Marounek in einem Gedächtnisprotokoll:
„Durch verschiedene Parteigenossen wurde mir bekannt gegeben, dass in der Vorlesung des Herrn Prof. Schürer die CVer durch ihr obstinentes Benehmen öffentlich Ärgernis erregten. Nachdem es seit dem Umbruch Sitte ist, dass zu Beginn der Vorlesung die Hörerschaft aufsteht und den deutschen Gruß des Professors erwidert, glaubten die ehemals führenden CVer ihren Hass gegen den Nationalsozialismus dadurch zum Ausdruck geben zu müssen, dass sie diesen Gruß nicht leisteten, nicht aufstanden und durch Handbewegungen ihrem Missfallen gegen solche Neueinführungen Ausdruck gaben. […]
Tatsächlich saßen in der letzten Bank die Hochschüler Muschl, Pakesch, Ruff, Rene Grundmann, die sich in der angegebenen Weise betrugen. […] Nachdem Herr Prof. Schürer seine Vorlesung mit dem deutschen Gruß beendet hatte, tat auch der CVer Norbert Klech sein Übriges, indem er während des Grußes seinen Hut aufsetzte und dem Professor den Rücken kehrte.“
Nach der Vorlesung werden die fünf Kommilitonen von der Meute gestellt, verprügelt und über die Stiegen hinuntergeworfen. Nachdem ihre Namen festgestellt sind, werden sie von der Universität suspendiert und ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Sie erhalten Betretungsverbot für die Universität Wien, weshalb sie auch zu keinen Prüfungen in diesem Semester mehr antreten können.
Im Rahmen des Disziplinarverfahrens werden sie am 23. Februar 1939 schuldig gesprochen, „nach Abschluss der Vorlesung Prof. Schürer […] den deutschen Gruß nicht gehörig geleistet zu haben. Sie werden mit einer Ermahnung und Verwarnung durch den Dekan bestraft und das Semester wird ihnen nicht angerechnet.
Nach Beendigung seines Studiums geht Erich Pakesch 1941 nach Graz, um so der weiteren Verfolgung durch die NS-Behörden auszuweichen. Er wird Ende April 1941 Assistent am Institut für pathologische Anatomie der Medizinischen Fakultät der Universität Graz und seitens der deutschen Wehrmacht unabkömmlich (UK) gestellt.
In Graz bekommt Erich Pakesch sofort Kontakt zur illegalen im Untergrund agierenden Studentenverbindung Carolina und ist bereits am 15. Juni 1941 bei der im Untergrund in der Wohnung des Obmanns, Gerd Stepantschitz, agierenden Studentenverbindung dabei. In der Folge kommt es zu mehreren Aufnahmen – u. a. von Gerald Grinschgl und Fritz Mankowski – so dass Pakesch zeitweise die Funktionen innerhalb der Verbindung ausübt. Im Mai 1943 wird auch der Vorort Carolina reaktiviert und Grinschgl zum Vorortspräsidenten (VOP) bestimmt, nachdem der 1937 gewählte VOP Alfred Hueber, Mitglied der Studentenverbindung Carolina gefallen ist. Erich Pakesch macht auch beim Vorort mit.
Als dessen Vertreter nimmt Erich Pakesch zu Pfingsten 1944 an einer Hochschulwoche auf einem Bauernhof oberhalb Innsbrucks teil, die zum Teil von der 1940 gegründeten und auch illegal im Untergrund agierenden Studentenverbindung Alpinia Innsbruck organisiert wird. Er bekommt von ihr das Aufnahmegesuch überreicht, so dass die Studentenverbindung Alpinia Innsbruck im Juli 1944 provisorisch als freie Vereinigung in den ÖCV aufgenommen wird. Nach Kriegsende kann Anfang Oktober 1945 ein endgültiger Vorortsausschuss eingerichtet werden, wobei Erich Pakesch zum 1. Vorortsschriftführer gewählt wird. Anfang 1946 endet die Tätigkeit des Vororts Carolina und damit auch die Vorortscharge von Erich Pakesch.
Pakesch hat inzwischen innerhalb der Medizin das Fach gewechselt und wird im April 1943 Assistent an der Psychiatrisch-Neurologischen Klinik der Universität Graz. Nach 1945 beginnt er dort eine wissenschaftliche Laufbahn. Zu diesem Zweck studiert er später auch Psychologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Graz (Dr. phil. 1959). 1948 ist er studienhalber ein halbes Jahr in London. 1953 kann er sich in Graz für Psychiatrie und Neurologie habilitieren.
1962 erhält Erich Pakesch den Titel eines a. o. Universitätsprofessors. 1963 wird er zum Oberarzt an der Psychiatrisch-neurologischen Klinik ernannt. Von 1964 bis 1968 ist er supplierender Vorstand dieser Klinik. Bereits 1967 zum außerordentlichen Professor ernannt, wird er 1969 zum Vorstand der Lehrkanzel für Medizinische Psychologie und Psychotherapie an der Medizinischen Fakultät der Universität Graz bestellt. 1970 erfolgt die Ernennung zum ordentlichen Professor. Er verstirbt 1979 in Graz.
Orte
Wohnort:
Quellen
Biolex des ÖCV unter www.oecv.at/biolex; Universitätsarchiv Universität Wien; Photo: ÖCV