Dr. Franz Ritschl
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Widerstandskämpfer (unentdeckt)
Mitgliedschaften
ÖCV:
Lebenslauf
Franz Ritschl besucht das Gymnasium in Kremsmünster und geht nach der Matura zum Studium der Medizin nach Wien. 1929 wird er bei Studentenverbindung Norica aufgenommen.
Nach der Promotion zum Dr. med. 1935 arbeitet er bis 1940 im Krankenhaus Lainz. Im Februar 1940 wird er zur deutschen Wehrmacht eingezogen und leistet als Stabsarzt und ärztlicher Leiter in der in der Radetzky-Kaserne stationierten Sanitätsersatzabteilung 17 bis zum Ende des Krieges seinen Militärdienst. Dort baut er eine Widerstandsgruppe mit auf, deren Ziel es ist, möglichst viele österreichische Gegner des NS-Systems vor dem Dienst in der deutschen Wehrmacht ganz zu bewahren und die Genesenden vor erneutem Kriegseinsatz möglichst lange zu entziehen. Dies geschieht durch Einweisung in ein Lazarett, bevorzugte Behandlung oder durch entsprechende medizinische Atteste, um als frontuntauglich kategorisiert zu werden. So sind z. B. vorgeschobene Nervenleiden eine häufige Diagnose, weil ein solches kaum nachgewiesen oder widerlegt werden kann. Hier über berichtet beispielsweise der damalige Medizinstudent (später Facharzt für Psychiatrie und Neurologie) Erwin Ringel (1921–1994), wie es ihm damals ergangen ist:
„… Unser Truppenarzt in der Radetzky-Kaserne war ein gewisser [Franz] Ritschl. Der war ein Mitglied der Österreichischen Widerstandsbewegung. Und der war natürlich auf meiner Seite und hat mich besucht und hat gesagt: ‚Was ist Ihnen denn da eingefallen?‘ Darauf habe ich gesagt: ‚Herr Stabsarzt, ich bin so geschunden worden, dass ich meiner Sinne‘ – das war ja meine einzige Rettung – ‚dass ich meiner Sinne nicht mehr mächtig war.‘ Der Ritschl hat zwei Dinge gemacht: Erstens, er hat in meiner Kompanie gefragt, ob ich schon immer Zeichen psychischer Auffälligkeit gezeigt habe, und meine Kameraden, die natürlich begriffen hatten, worum es geht, haben gesagt: ‚Ja! Der war schon immer höchst auffällig!‘ Dann hat er gesagt: ‚Also dann müssen Sie psychiatriert werden.‘ Und er hat mich in das Reservelazarett 1a, glaube ich, war das, ins Hanuschspital geschickt.“
Franz Ritschl wird dadurch Teil des militärischen bzw. ärztlichen Widerstandes und ist in ein antinationalsozialistisches Netzwerk integriert, zu dem u. a. auch der Vorarlberger Dr. Albert Rheinberger aus Altenstadt bei Feldkirch gehört. Diese „Widerstandslazarette“ kooperieren u. a. auch mit österreichischen Offizieren in den Wehrersatzdienststellen und führenden Mitgliedern der Widerstandsgruppe innerhalb der Artillerie-Ersatz- und Ausbildungsabteilung 109, Kommandant ist der Südtiroler Hauptmann Viktor Estermann (1910–1969).
Wie Franz Ritschl seine Widerstandstätigkeit rückblickend eingeschätzt hat, schildert er so: „…Habe als Truppenarzt in der Radetzky Kaserne von Mitte 1940 – Kriegsende in tausenden Fällen antinazistisch eingestellte Soldaten vom Kriegsdienst befreit, darunter Mitglieder sämtlicher Widerstandsgruppen; [ich war] im Frühjahr [19]45 Führer der 05in der Radetzky-Kas[erne].“
Franz Ritschl gerät in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Juli 1945 entlassen wird. Lois Weinberger, amtsführender Stadtrat für das Gesundheitswesen in Wien, besorgt Franz Ritschl anschließend eine Anstellung als Sekretär und 1948 als Referent für medizinische und ärztliche Spitalangelegenheiten. 1961 wird er zum Direktor des Allgemeinen Krankenhauses in Wien ernannt.
Orte
Wohnort:
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 286/287.