Dr. Aloisia (Luise) Kellner

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Luise Kellner (DÖW)

Personalia

Geboren:

11. Juni 1896, Wien

Gestorben:

7. Mai 1982, Wien

Beruf:

Volksschullehrerin

Verfolgung:

Haft 03.11.1938 - 31.03.1939,
Entlassung 22.03.1939

Mitgliedschaften

Lebenslauf

Aloisia Kellner, genannt Luise, wird in Wien als Tochter eines Postamtsdieners geboren. Sie besucht in Wien die Volksschule und die Lehrerinnenbildungsanstalt, die sie 1915 abschließt. Danach beginnt sie als Volksschullehrerin zu arbeiten. Zusätzlich besucht sie ein Gymnasium im 18. Wiener Gemeindebezirk, wo sie 1924 maturiert. 1925 inskribiert Luise Kellner Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Wien. In dieser Zeit tritt sie der Vereinigung katholisch-deutscher Hochschülerinnen Wien bei. Sie schreibt ihre Dissertation über „Die Gottesbeweise bei Franz Suarez“ und promoviert 1933. Danach wird sie Volksschullehrerin und tritt der christlichen Lehrergewerkschaft bei.

Sie ist entschiedene Gegnerin des Nationalsozialismus. Kurz nach der Okkupation Österreichs durch das III. Reich lässt Kellners Kollegin Irma Schobel durch die Mittelschülerin Edith Bauer Luise Kellner das von Aloisia Wottle verfasste anti-nationalsozialistische Gedicht ‘Gebet’ zukommen. Luise Kellner verteilt es weiter.

Gebet

Allgütiger dort über den Sternen, Heil Hitler von seinem Größenwahn, und mach, dass in nicht allzufernen Tagen, Österreich wieder aufatmen kann.

Heil Hitler von seinem Aberglauben, dass Recht und Gewalt dasselbe sei, und dass man durch Terror, Morden und Rauben, ein friedliches Bruderland befreit.

Heil Hitler und lass ihn endlich erkennen, dass die Schreier in Österreich, die wie blindwütige Horden die Straßen durchrennen, nur unreife Schulpolitiker sind.

Heil Hitler soweit, dass er wenigstens ahne, dass Österreich noch lange kein Preussen ist, und dass es trotz der Hakenkreuzfahne, immer noch seine Kultur nicht vergisst.

Heil Hitler und seine Parteigenossen, klär ihren Geist, ihr Herz erweich, dass nicht nutzlos das Blut unseres Kanzlers geflossen, für ein unabhängiges Österreich.

Kamerad!

Ist auch der deutsche Gruß heute Pflicht, lass es dich künftig hin nicht verdriessen. Denn, denkst du dabei an dieses Gedicht, kannst lächelnden Mundes Heil Hitler du grüßen.

Das Gedicht 'Gebet' von Aloisia Wottle

Die Aktivitäten von Luise Kellner werden bekannt und sie wird am 3. November 1938 von der Gestapo wegen des Vergehens der Aufwiegelung verhaftet.

Sie gefährdet nach dem Ergebnis der staatspolizeilichen Feststellungen durch ihr Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und Staates, indem sie durch Weitergabe von Schmähschriften Unruhe in die Bevölkerung bringt und erwarten lässt, sie werde die Freiheit zur Fortsetzung ihres staatsfeindlichen Verhaltens missbrauchen.

gez. Heydrich

Aus dem Schutzhaftbefehl

In der Haft erleidet Luise Kellner schwere Gesundheitsschäden, als sie an tuberkulöser Spondylitis (einer Knochenkrankheit an der Wirbelsäule) erkrankt. Sie wird am 31. März 1939 aus der Haft entlassen, nachdem sie bereit am 22. März 1939 aus dem Schuldienst entfernt wurde. Bis Kriegsende ist Lusie Kellner einkommenslos und wird von ihrer Schwester Maria erhalten. Aber auch nach ihrer Haft bleibt sie eine entschiedene Gegnerin des Nationalsozialismus.

Der Bezirksvorsteher des 6. Bezirkes, Karl Bittner, im Jahre 1947: „Hiermit bestätige ich, dass sich die mir gut bekannte Frau Dr. Luise Kellner […] in der Nazizeit vor und auch nach ihrer Haft propagandistisch für ein freies und unabhängiges Österreich betätigt hat.“

Unmittelbar nach Kriegsende wird Lusie Kellner rehabilitiert und wieder in den Schuldienst aufgenommen. Die in der Haft erlittenen Gesundheitsschäden zwingen sie jedoch 1951 in den vorzeitigen Ruhestand.

Luise Kellner verstirbt 1982 ledig und kinderlos in Wien.

Orte

Wohnort:

Quellen

Archiv der Bildungsdirektion Wien

Universitätsarchiv der Universität Wien

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW)

biografiA

Aloisia (Luise) Kellner

Volksschullehrerin
* 11. Juni 1896
Wien
† 7. Mai 1982
Wien
Entlassung, Haft