DDr. Otto Tiefenbrunner
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft März 1938 (kurze Zeit), Berufsverbot 1938, Haft 08.03.1943 - September 1944
Mitgliedschaften
ÖCV:
Sonstige Mitgliedschaften:
Lebenslauf
Der Südtiroler Otto Tiefenbrunner besucht zunächst das Zisterzienser Stiftsgymnasium in Mehrerau (bei Bregenz) und wechselt dann auf das Staatsgymnasium in Bozen, wo er 1922 maturiert. Anschließend geht er zum Studium der Rechts- und Staatswissenschaften nach Innsbruck. 1922 wird er Mitglied der Studentenverbindung Austria Innsbruck.
Bereits 1925 promoviert er zum Doktor der Staatswissenschaften und ein Jahr später zum Doktor der Rechtswissenschaften. Nächste Station seines Lebensweges ist die Ableistung der Militärzeit im italienischen Heer, das er als Leutnant verlässt. Otto Tiefenbrunner entschließt sich jedoch, nach Österreich zurückzukehren und wird in der Gemeinde Zams bei Landeck eingebürgert. Nach dem Gerichtsjahr in Landeck und Innsbruck findet er eine Konzipientenstelle in Bruck an der Mur, wo er sich 1935 als Rechtsanwalt selbstständig macht.
Nach dem Anschluss wird er hier als stellvertretender Bezirksleiter der Vaterländischen Front kurzzeitig festgenommen, erhält Berufsverbot in der Steiermark und wird aus Bruck ausgewiesen. Er geht nach Wien und eröffnet eine Rechtsanwaltskanzlei, die aber bald wieder geschlossen werden muss, da ihm zwischenzeitig auch hier ein Berufsverbot auferlegt worden ist. Er muss sich jetzt regelmäßig bei der Gestapo melden und verschiedene Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen.
Er schließt sich der Widerstandsgruppe um RA Dr. Karl Wanner an, die sich im Frühjahr 1942 mit der AFÖ (Antifaschistische Freiheitsbewegung Österreichs) zusammentut. Am 8.3.1943 wird Otto Tiefenbrunner auf Grund der Informationen des V-Mannes „Harry“ (Karl Rumersdorfer) von der Gestapo in seiner Wohnung verhaftet und schwer misshandelt, um ein Geständnis im Sinne der Anklage zu erzwingen. Er bleibt trotz massiver Drohungen standhaft: „Nun ist Ihr Schicksal besiegelt.“
„Er gefährdet nach dem Ergebnis der staatspolizeilieben Feststellungen durch sein Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und des Staates, indem er sich durch Teilnahme an ständigen Zusammenkünften ehemaliger Heimwehrangehörigen, die den Zweck verfolgten, den Zusammenhalt unter den ehemaligen Österreichischen Heimwehrangehörigen weiter aufrecht zu erhalten, zu verstärken und die Verbindung zu anderen ehemaligen Heimwehrgruppen aufzunehmen, wobei staatsabträgliche Reden gehalten, Gerüchte übelster Art und Nachrichten feindlicher Sender verbreitet wurden, staatsfeindlich betätigt.“ – so im Schutzhaftbefehl vom 14.5.1943.
Auf Grund des Haftbefehls des Ermittlungsrichters des Volksgerichtshofs beim LG Wien vom 24.9.1943 befindet er sich in Untersuchungshaft. [Wien I – Gef. Buch Nr. 1945/43]. In der Anklageschrift vom 9.6.1944 wird ihm vorgeworfen, „von 1941 bis Anfang 1943 in Wien den habsburgisch-separatistischen Hochverrat durch Aufbau einer illegalen, seit Frühjahr 1942 an die ‚Antifaschistische Freiheitsbewegung Österreichs (AFÖ)‘ angeschlossenen Gruppe und durch Teilnahme an deren Zusammenkünften und Besprechungen vorbereitet zu haben.“ In der Hauptverhandlung des V. Senats des VGH vom 14./15.8.1944 wird Otto Tiefenbrunner freigesprochen: „Den Angeklagten …, Dr. Tiefenbrunner, … ist weder eine Beteiligung an den oben erwähnten hochverräterischen Umtrieben noch auch eine glaubhafte Kenntnis davon durch die Hauptverhandlung nachgewiesen. … Die Angeklagten … Dr. Tiefenbrunner … werden mangels Beweises freigesprochen.“ Am Tag darauf wird er der Gestapo übergeben und bleibt bis zum Kriegsende in Haft. Er entgeht nur durch günstige Zufälle der letzten Rache seiner Gegner.
Nach dem Krieg wird er wieder Rechtsanwalt und dann Vizepräsident der Wiener Rechtsanwaltskammer.
Orte
Wohnort:
Quellen
- Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStG, 2013), S. 553/554.
Photo: ÖVfStg