Hermann Kagerer

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Hermann Kagerer (ÖVfStg)

Personalia

Geboren:

8. Juni 1896, Sarleinsbach

Gestorben:

6. Jänner 1984, Altenfelden

Beruf:

Priester und Lehrer

Verfolgung:

Haft 13.03.1938 - 25.07.1938,
KZ Dachau 25.07.1938 - 09.05.1939,
KZ Mauthausen 09.05.1939 - 15.11.1940,
Predigt- und Lehrverbot,
Gauverbot

KZ-Nummer:

18277, 495

Mitgliedschaften

MKV:

K.Ö.St.V. Rugia Ried

Lebenslauf

Nach dem Besuch des Bischöflichen Gymnasiums Collegium Petrinum in Linz-Urfahr und anschließend des Staatsgymnasiums in Ried i. I. maturiert Hermann Kagerer mit Auszeichnung und wird 1915 als „Einjährig-Freiwilliger beim k. u. k. Ersatzbezirkskommando Linz“ einberufen. Nach Absolvierung der Offiziersausbildung wird er mit dem 14. Infanterieregiment Linz an der galizischen und zuletzt als Leutnant an der italienischen Front eingesetzt, hier auch in der 11. Isonzo-Schlacht.

Im November 1918 tritt er in das Linzer Priesterseminar ein und wird nach Abschluss der philosophisch-theologischen Ausbildung am 29. Juni 1922 zum Priester geweiht. Er ist zunächst als Kooperator in den Oberösterreichischen Gemeinden Waizenkirchen, Sierning und zuletzt in Bad Ischl tätig. 1929 entscheidet er sich für den Dienst des Religionslehrers an der Knaben- und Mädchenhauptschule in Ried im Innkreis. Als Präses betreut er zusätzlich die Studenten des Staatsgymnasiums Ried, die Mitglied des Christlich Deutschen Studentenbundes [CDSB] sind. Hier versucht er nachdrücklich, die studierende Jugend auf das drohende Unheil des Nationalsozialismus aufmerksam zu machen. Ab 1936 betätigt er sich mit dem Einverständnis des Linzer Bischofs Jobarmes M. Gföllner (1915–1941) als Funktionär der VF auch politisch.

In der Nacht des Einmarsches der deutschen Wehrmacht am 12. März 1938 findet bei ihm eine Hausdurchsuchung statt. Er wird als „politisierender Pfaffe“ daraufhin „wegen antinationalsozialistischer Tätigkeit, vor allem in studentischen Kreisen“ verhaftet. Nach wenigen Tagen Hausarrest wird er ins Kreisgericht abgeführt, dort gefoltert und weiter vernommen. Von hier wird er am 20. Juli 1938 in Gestapohaft genommen und in das Polizeigefängnis Linz gebracht. Ohne Gerichtsverfahren wird er dann in das KZ Dachau überstellt.

Bei der Machtergreifung des Nazis in Österreich wurde ich noch in der Nacht des Einmarsches wegen meiner Mitarbeit bei der Vaterländischen Front verhaftet (in Ried im Innkreis), kam in das Kreisgericht Ried i. I., von dort in das Polizeigefängnis nach Linz-Mozartstraße, von dort mit Pfarrer Just [P. Konrad Just, OCist – 21 863] aus Gramastetten nach Dachau in den Lagerbunker. Jeden 4. Tag ein Stücklein Brot und eine Suppe. Viele Schläge, viel Hunger und unbeschreiblicher Hass. Nach 40 Tagen kam von Himmler der Befehl, alle Priester müssen in die Baracke 15 überstellt werden und so kam ich in den Strafblock. […] Wir Geistlichen waren schon prädestiniert zum Steine tragen und Schubkarrenfahren. Da ich schon immer ein Bastler war, meldete ich mich als Tischler, nur um aus dem Strafblock herauszukommen.

Hermann Kagerer später über seine Verhaftung

Die Priester werden nach der Einlieferung in das KZ grundsätzlich der gefürchteten Strafkompanie zugeteilt und müssen hier körperlich besonders harte Arbeiten verrichten. Bis Ende 1938 erhöht sich die Zahl der österreichischen Priesterhäftlinge auf 14, 1939 kommen dann noch neun hinzu – sie werden in der Lagerkartei als „reichsdeutsch“ geführt. 260 Häftlinge werden zum Auf- und Ausbau eines neuen KZs nach Oberösterreich verlegt, so auch Hermann Kagerer.

Am 9. Mai 1939 wird Hermann Kagerer als erster Priesterhäftling in das KZ Mauthausen überstellt.

Per Bahn ging der Transport (eine furchtbare Sache!) nach Mauthausen. Wir kamen dort in der Nacht an und wurden wie Vieh ins Lager getrieben. Ich war dort ein halbes Jahr der einzige [und erste] Priester und wurde auch als Schaustück allen hohen SS-Besuchern vorgeführt – Fußtritte und Ohrfeigen ohne Ende.

Hermann Kagerer weiter über seine Deportation nach Mauthausen

Hier in Mauthausen ist er als Steinträger, Schubkarrenfahrer, im Steinbruch bei der Bedienung eines Kompressors, Werkzeugschmied, Sägefeiler etc. und zuletzt als Schreiber in der Effektenkammer eingesetzt.

Ein ehemaliger illegaler NS-Gendarm, dem Hermann Kagerer früher geholfen hat, veranlasst jetzt nach Vorsprache bei Hermann Göring (1893–1946) seine Haftentlassung am 15. November 1940. Er darf aber auf Weisung der Gestapo nicht in seine Heimat in Oberösterreich zurück und erhält bis 15. September 1944 Gauverbot für den damaligen Gau Oberdonau. Er findet Aufnahme im Kloster der Schwestern vom Göttlichen Erlöser in Wien VII, wo er als Kirchenrektor, mit Predigt- und Schulverbot belegt, tätig ist. Hier unterliegt er weiter der Überwachung durch die Wiener Gestapo und muss sich täglich auf dem Polizeirevier in der Seidengasse melden. Dem Linzer Bischof Josephus Calasanz Fliesser (1941–1955) gelingt es, dass Gauleiter August Eigruber (1907–1947) 1944 das Gauverbot aufhebt [so die Pfarrchronik 1944, S. 49 f.]. Hermann Kagerer kann am 15. September 1944 die Pfarrstelle in Altenfelden im Mühlviertel übernehmen, wo er 22 Jahre segensreich wirkt und auch seinen Ruhestand verbringt.

Gleich nach der Machtergreifung im März 1938 wurde ich als erster von der Stadt von der SS verhaftet und im Kreisgericht Ried eingekerkert. Vom KG Ried kam ich dann in das KZ Dachau und von Dachau in das Vernichtungslager Mauthausen. Dort wurde ich fünfmal zum Tode verurteilt, bin aber doch durch Gottes Hilfe lebend wieder heimgekommen.

Hermann Kagerer in einem Brief an Karl Rotthinger vom 11. November 1977 rückblickend

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 152/153.

Hermann Kagerer

Priester und Lehrer
RGR
* 8. Juni 1896
Sarleinsbach
† 6. Jän. 1984
Altenfelden
Tätigkeitsverbot, Gauverbot, Haft, KZ Dachau, KZ Mauthausen