Dr. Alfred Ferstl

Alfred Ferstl

Personalia

Geboren:

19. Oktober 1909, Leoben

Gestorben:

24. Dezember 2000, Leoben

Beruf:

Richter und Präsident des Oberlandesgerichts Graz

Verfolgung:

Haft 12.03.1938 - 14.02.1939,
KZ Buchenwald 14.02.1939 - 03.05.1939,
Entlassung 1938,
Ortsverbot

KZ-Nummer:

5618

Mitgliedschaften

MKV:

ÖCV:

K.Ö.St.V. Glückauf Leoben, K.Ö.St.V. Kristall Leoben, K.Ö.St.V. Traungau Graz

Lebenslauf

Alfred Ferstl ist als Sohn eines Eisenbahnbeamten in Leoben geboren. Mit 15 Jahren wird er Mitglied der Mittelschulverbindung Lützow Leoben. Nach der Matura 1928 geht er zum Jus-Studium nach Graz und tritt 1928 der Studentenverbindung Traungau Graz bei. Er schließt das Studium mit der Promotion zum Dr. iur. 1933 ab um nach absolvierter Gerichtspraxis 1936 zum Richter am Bezirksgericht in Leoben bestellt zu werden.

Ab 1934 ist er in unterschiedlichen Funktionen in der VF aktiv.

Nach dem Anschluss wird Otto Ferstl am 12. März 1938 von einem Gendarm und zwei SA Leuten verhaftet und in das kreisgerichtliche Gefangenenhaus in Leoben gebracht. Weil die gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht beweisbar sind, wird das umfangreiche Ermittlungsverfahren zwar im Sommer 1938 eingestellt, er aber nicht enthaftet. Am 5. April 1938 erfolgt die Amtsenthebung unter Reduzierung der Bezüge auf zwei Drittel und am 30. Juli 1938 die Entlassung aus dem Staatsdienst „wegen seiner politischen Aktivitäten in den dreißiger Jahren“ auf Grund des gegen ihn gem § 28 Abs. 1 Verfassungsübergangsgesetz vom 19. Juni 1934 eingeleiteten Verfahrens, weil sein „Verbleiben auf seinem Dienstposten dem Ansehen der Rechtspflege zum Abbruch“ gereichen würde. Den Angehörigen wird ein Unterhaltsbeitrag von 657 RM bewilligt, der in dreimonatlichen Teilbeträgen ausgezahlt wird.

Auf Grund des von Reinhard Heydrich (1904–1942), Leiter des RSHA in Berlin, unterzeichneten Schutzhaftbefehls der Gestapo vom 6. Oktober 1938 Az. IID – F 1551 wird Otto Ferstl zu Beginn des Jahres 1939 zunächst nach Graz verlegt und anfangs Februar über Wien, Salzburg, München und Hof am 14. Februar 1939 in das KZ Buchenwald mit folgender Begründung überstellt:

„Er [Ferstl] gefährdet nach dem Ergebnis der staatspolizeilichen Feststellungen durch sein Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und Staates, indem er in den von ihm im früheren Österreich innegehabten einflussreichen Stellungen bis zur Eingliederung der Ostmark in das Reich in besonders gehässiger Weise gegen Nationalsozialisten vorgegangen ist und auf Grund seiner volksfeindlichen Einstellung zu der Befürchtung Anlass gibt, er werde sich bei Freilassung gegen den nationalsozialistischen Staat betätigen.“

Wegen einer im Lager ausgebrochenen Typhusepidemie wird Otto Ferstl am 3.5.1939 enthaftet und kehrt zunächst nach Leoben zurück, erhält hier aber Ortsverbot und übersiedelt dann nach Graz, wo er sich mehrere Monate bei der Gestapo melden muss.

Er erhält hier zwar vom 1. Juni 1939-30. September 1940 eine Anstellung als Kanzleikraft in der Rechtsanwaltskanzlei Dr. Neumann, eine Zulassung als RA wird auf Grund eines Einspruchs der NSDAP aber abgelehnt. Im Frühjahr 1940 wird er zur Deutschen Luftwaffe eingezogen und leistet vom 17.5. bis 20. Juli 1940 seinen Wehrdienst bei der FLAK in der Slowakei. Zwischenzeitig kann er vom 1. Oktober 1940 bis 9. April 1942 als Bilanzbuchhalter und zuletzt als Prokurist in der Grazer Spedition J. Schellander arbeiten und wird hier UK gestellt. Am 10. April 1942 wird er bis zum Kriegsende erneut zur Luftwaffe eingezogen. Er ist als Karteiführer der Kraftfahrtruppe im Nachschub tätig und verwaltet den Fuhrpark. Als bedingt kriegsverwendungsfähig wird er in verschiedenen Dienststellen in Wien-Kagran, Klagenfurt, Villach, und ab Ostern 1945

in St. Johann im Pongau eingesetzt. Letzter Dienstgrad ist Obergefreiter.

Nach dem Krieg ist er zuerst wieder als Richter am Kreisgericht Leoben tätig. Am 25. Juli 1945 wird er von der britischen Militärregierung zum Oberlandesgerichtsrat und Gerichtsvorsteher ernannt. Er muss sich als Vorsitzender des Volksgerichtssenats mit ehemaligen Nationalsozialisten auseinandersetzen sowie in der Rückstellungskornmission mit der Restitution arisierten Vermögens befassen.

Später wird er noch Präsident am Oberlandesgericht in Graz.

Orte

Verfolgung:

KZ Buchenwald (Weimar, Deutschland)

Wohnort:

Sauraugasse 1 (Leoben)

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 67-69.

Alfred Ferstl

Richter und Präsident des Oberlandesgerichts Graz
GlL, Kr, Trn, LIJ, STB, LUL, TFI
* 19. Okt. 1909
Leoben
† 24. Dez. 2000
Leoben
Entlassung, Ortsverbot, Haft, KZ Buchenwald