Seliger Dr. Carl Lampert
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 04.03.1940 - 14.03.1940,
Haft 28.03.1940 - 11.04.1940,
Haft 05.07.1940 - 28.04.1940,
KZ Dachau 25.08.1940 - 31.08.1940,
KZ Sachsenhausen 31.08.1940 - 15.12.1940,
KZ Dachau 15.12.1940 - 01.08.1941,
Gauverbot 1941,
Haft 19.12.1943 - 13.11.1944,
Ermordet am 13.11.1944
KZ-Nummer:
Mitgliedschaften
Sonstige Mitgliedschaften:
Lebenslauf
Nach der Matura 1914 am Gymnasium in Feldkirch beginnt Carl Lampert kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs das Theologiestudium am fürsterzbischöflichen Priesterseminar in Brixen und wird 1918 zum Priester geweiht. Sein erster Wirkungsort wird Dornbirn St. Martin, wo er Kaplan wird. Neben seinen Pflichten als Religionslehrer kümmert er sich besonders um die Jugend. Im Herbst 1930 geht er zum Weiterstudium nach Rom. Nach mehrjähriger Praxis an der Rota Romana schließt er die Kirchenrechtsstudien dort ab mit dem Doktor des Kirchenrechts (Dr. iur. can.) und wird 1935 zum Advokat der Rota Romana ernannt.
Bischof Sigismund Waitz betraut ihn 1935 mit dem Aufbau des kirchlichen Gerichts (Offizialat) in Innsbruck. Darüber hinaus wird ihm 1936 die Leitung der Verlagsanstalt Tyrolia übertragen.
Am 15. Oktober 1938, nur wenige Monate nach dem Anschluss, wird Paulus Rusch zum Administrator der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch ernannt, den die Nazis aber nicht als Bischof anerkennen. Deswegen erfolgt am 15. Jänner 1939 die Ernennung Carl Lampert zum Provikar (Stellvertreter des Bischofs) des Apostolischen Administrators von Innsbruck-Feldkirch. Damit gerät er ins Visier der neuen Machthaber, hier vor allem des Gauleiters Franz Hofer in Innsbruck, dessen gnadenloser Hass gegen die Kirche er von nun an besonders an Carl Lampert auslässt. Nach drei kurzzeitigen Haftaufenthalten am 4. März, 28. März und 5. Juni 1940 (jeweils für mehrere Wochen) erfolgt am 25. August 1940 die Überstellung ins KZ Dachau. Ausschlaggebender Grund für diese Maßnahme ist letztlich die verbotene, aber in Verantwortung Carl Lamperts stehende Todesanzeige für den in Buchenwald ermordeten Pfarrer Otto Neururer, wo es u. a. heißt: „… nach großem Leid [Folterungen etc.] … in Weimar-Buchenwald [Hinweis auf KZ] … sein Sterben werden wir nie vergessen [Förderung des Martyriumsgedankens].“ Da dies als Verstoß gegen die NS-Geheimhaltungsvorschriften ausgelegt wird, ist die neuerliche Verhaftung erfolgt. Mit der Einweisung ins KZ beginnt der Leidensweg für Carl Lampert unter der Regie des RSHA in Berlin.
Wenige Tage später wird Carl Lampert auf Weisung von Gauleiter Hofer am 30. August 1940 von Dachau in die Strafkompanie des KZs Sachsenhausen Oranienburg verlegt. Hier muss er im Steinbruch arbeiten, Erniedrigungen, Beschimpfungen und Hunger erdulden, bis er am 15. Dezember 1940 ins KZ Dachau zurückverlegt wird. Nach seiner Haftentlassung am 1. August 1941 erhält er auf Befehl des RSHA Gauverweis, kann also nicht nach Tirol zurückkehren und muss sich nun im Gau Pommern-Mecklenburg aufhalten, den er ohne Erlaubnis nicht verlassen darf.
So vermittelt ihm der Berliner Bischof Konrad von Preysing einen Platz im Carolusstift in Stettin wo er auch als Lazarett- und Soldatenseelsorger tätig wird. Nun wird der V-Mann SS-Anwärter Franz Pissaritsch alias Ing. Georg Hagen aus Spittal/Drau auf Carl Lampert angesetzt, der seine seelsorglichen Aktivitäten und seine priesterlichen Mitbrüder im Raume Stettin: Kaplan Herbert Simoleit, Propst Ernst Daniel von Stettin, P. Friedrich Lorenz OMI, Pfarrer Vincenz Plomka und Pfarrer Albert Hirsch, ausspioniert. Hagen versorgt die Gestapo mit dem entsprechenden Belastungsmaterial, das dann nach 10 Monaten ergebnisloser Verhöre am 19.12.1943 zur Eröffnung des Gerichtsverfahrens vor dem Reichskriegsgericht in Halle/S. führt.
In Halle werden die ausspionierten Priester wegen Abhörens von Feindsendern, Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung nach § 21 der Kriegsartikel angeklagt. In diesem ersten Prozess werden Carl Lampert, Herbert Simolet und Friedrich Lorenz am 20.12.1943 zum Tode, zu dauerndem Ehrverlust und Einziehung des gesamten Vermögens verurteilt.
Nach mehrwöchiger schwerer Kerkerhaft in Halle (20. Dezember 1943 bis 14. Jänner 1944 in Ketten gefesselt) wird Carl Lampert am 14. Jänner 1944 nach Torgau ins Militärgefängnis überstellt. Hier kommt es vom 24.-28. Juli 1944 zu einem zweiten Prozess vor dem Reichskriegsgericht. Der Prozess endet am 28.7. ebenfalls mit dem Todesurteil. Carl Lampert wird zu den bisherigen Anklagepunkten in einer weiteren dritten Verhandlung vom 4. bis 8. September 1944 noch Spionageversuch vorgeworfen. Auch bei der dritten Verhandlung am 8. September 1944 werden ebenfalls die bisherigen Urteile gegen die drei Priester bestätigt.
Somit werden die erwähnten Priester dreimal zum Tode verurteilt. Nach Augenzeugen sind diese Prozesse reine Schauprozesse, deren Urteile vom RSHA in Berlin vorgegeben worden sind. Eine faire Chance hat hier niemand gehabt. Zur Vollstreckung des Todesurteils wird Carl Lampert nach vergeblichen Gnadengesuchen zusammen mit den beiden anderen Priestern in der Nacht vom 12. auf den 13.11.1944 vom Gefängnis Torgau nach Halle/S. in das Zuchthaus „Roter Ochsen“ gebracht, wo sie am 13. November 1944 um 16 Uhr durch das Fallbeil hingerichtet werden, vorher seelsorglich betreut durch den Gefängnisseelsorger Paul Arthur Drossert. Als Todesursache für Carl Lampert wird auf der Todesbescheinigung Nr. 4569 vom 13. November 1944 von Dr. von Wehner angegeben: „plötzlicher Herztod – Atemstillstand“ und er fügt noch hinzu „enthauptet“.
Carl Lampert Urne wird zunächst auf dem Hallenser Gertraudenfriedhof beigesetzt und kann dann 1948 nach Göfis in seine Heimat überführt werden, wo er seine letzte Ruhestätte gefunden hat. 1998 wurde ein Kanonisationsverfahren eingeleitet, das mit der Seligsprechung durch Kardinal Angelo Amato beendet wurde. Er wird am 13. November 2011 in der Stadtpfarrkirche St. Martin in Dornbirn seliggesprochen.
Orte
Verfolgung:
Wirkungsstätte:
Ehrung:
Quellen
Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStg, 2013) S. 399 - 401.
Photo: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands unter www.doew.at; Stand: 26.09.2022.