DDr. Ferdinand Frodl SJ
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 29.07.1943 - 06.04.1945
Mitgliedschaften
UNITAS:
Sonstige Mitgliedschaften:
Lebenslauf
Ferdinand Frodl besucht in Wien fünf Klassen Volks-und drei Klassen Bürgerschule. Er erlernt zunächst bei seinem Vater zwei Jahre lang das Schlosserhandwerk und wird Mitglied der Jugend der Marianischen Kongregation in Wien III. Anschließend absolviert er die Gewerbefortbildungsschule und in zwei Jahren die vier Jahrgänge des Technologischen Gewerbemuseums (TGM), nebenbei nimmt er Latein- und Griechischunterricht.
1907 – für militäruntauglich erklärt – tritt er als Novize in die Gesellschaft Jesu in St. Andrä ein; 1910 beendet er in Kalksburg das Gymnasium mit der Matura und beginnt die philosoph-theologischen Studien in Pressburg und Innsbruck.
1916 wird er zum Priester geweiht. Nach der Promotion zum Dr. theol. 1918 beendet er 1925 seine staatswissenschaftlichen Studien mit einem weiteren Doktorat. 1939 wird er zum Regens des Priesterseminars Klagenfurt ernannt.
Er muss in der Folge die von den Nationalsozialisten verlangte Umsiedlung des Seminars nach St. Georgen am Längsee durchführen. Hier kommt es zu Kontakten mit der „Antifaschistischen Freiheitsbewegung Österreichs“ (AFÖ). Franz Bernthaler weiht ihn in die Verteileraktion der Flugblätter ein. Über Dr. Granig wird er auch mit Eduard Pumpernig [vormals Frater Benno OFM] bekannt gemacht, der als Verbindungsmann eingesetzt ist.
Diese Zusammenarbeit bleibt der Gestapo nicht verborgen. Ferdinand Frodl wird dann im Zuge der Verhaftungen von AFÖ-Mitgliedern am 29. Juli 1943 „wegen Betätigung für eine legitimistische Geheimorganisation“ von der Stapostelle Klagenfurt festgenommen und in die Untersuchungshaftanstalt 1 in Wien überstellt.
„Dr. Frodl ist infolge seiner NS-feindlichen Einstellung als Staatsgegner zu bezeichnen und es war seine staatsfeindliche Tätigkeit geeignet, eine Gefahr für das Wohl des Reiches herbeizuführen.“ – so die Stapo-Leitstelle Wien.
Vor dem 5. Senat des Volksgerichtshofs (VGH), der vom 9. bis 11. August 1944 in Wien unter Vorsitz von Dr. Albrecht aus Berlin tagt, werden 13 Mitglieder der AFÖ angeklagt, von denen sieben zum Tode verurteilt werden.
Aus der Anklageschrift des Oberreichsanwalts beim Volksgerichtshof, 25. 5. 1944:
„Der Angeschuldigte Frodl hat angegeben, dass er als damaliger Leiter des Priesterseminars im Frühjahr 1943 eine dienstliche Reise nach Berlin zum Nuntius geplant habe. Dies sei in der bischöflichen Finanzkammer in Klagenfurt, wo der Angeschuldigte [Franz] Bernthaler angestellt gewesen sei, bekannt geworden und Bernthaler habe sich nun an ihn mit der Bitte gewandt, politische Aufrufe nach Berlin mitzunehmen, die über die Nuntiatur ins Ausland gebracht und von dort durch Rundfunk verbreitet werden sollten. Die Beförderung der Briefe mit den Aufrufen habe er jedoch abgelehnt, weil er wisse, dass der Nuntius nur solche Briefe ins Ausland vermittle, die kirchliche Angelegenheiten beträfen. Auf Drängen von Bernthaler habe er dann den Vorschlag gemacht, die Flugblätter über einen in Wien amtierenden Konsul einer ausländischen Macht ins Ausland zu befördern. Er habe dabei an einen Konsul gedacht, den er zwar nicht persönlich kenne, von dem er aber gehört habe, dass er sich für österreichische Juden katholischer Konfession eingesetzt habe […]. Kurz darauf habe ihm Bernthaler einen offenen Briefumschlag mit zwei staatsfeindlichen Flugschriften gebracht. Da die Flugblätter voll von stilistischen und orthographischen Fehlern gewesen seien, habe er sie als zur Verbreitung nicht für geeignet gehalten und verbrannt.“
Ferdinand Frodl wird „wegen Unterlassung der Verbrechensanzeige“ zu drei Jahren Gefängnis unter Anrechnung der bisher erlittenen Schutzhaft verurteilt. „Der Angeklagte Frodl hat von den staatsfeindlichen Absichten des Angeklagten Bernthaler, den bezeichneten Aufruf ins Ausland zu verbringen, Kenntnis erhalten und die pflichtgemäße Anzeige bei der Behörde unterlassen“ – so die Urteilsbegründung. Er hat sich „durch seine Gewandtheit in der Selbstverteidigung vor der Todesstrafe“ gerettet. Am 6. April 1945 wird er im Zuge des Zusammenbruchs der nationalsozialistischen Herrschaft enthaftet.
Nach Kriegsende wird er im Herbst 1945 Rektor in Innsbruck und ist hier maßgeblich an der Wiedererrichtung des Scholastikats beteiligt. Sein jesuitisches Wanderleben beendet er in Pullach, wo er bis zuletzt unermüdlich tätig ist.
Quellen
- Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStG, 2013), S. 290.