Dr. Heinrich Zeder
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 30.07.1941 - 05.04.1943
Mitgliedschaften
MKV:
ÖCV:
Sonstige Mitgliedschaften:
Lebenslauf
Der Röschitzer Tischlersohn Heinrich Zeder besucht nach der Volksschule das Gymnasium in Hollabrunn. In Röschitz existiert zu dieser Zeit eine katholische Mittelschulverbindung Rugia (heute in Retz), der speziell die Fahrschüler, die das Hollabrunner Gymnasium besuchen, angehören. Dieser Rugia schließt er sich an.
1923 maturiert Heinrich Zeder und geht nach Wien, um Theologie zu studieren. Bald findet er auch hier Kontakt zu farbentragenden Mittelschülern und wird Weihnachten 1924 Mitglied bei der Mittelschulverbindung Thuringia Wien. 1925 findet er zum ÖCV und wird Mitglied der Studentenverbindung Nordgau. Seine theologischen Studien schließt er mit der Promotion zum Dr. theol. ab. Nach seiner Priesterweihe 1927 wird er Kaplan in Orth an der Donau; 1931 kommt er nach St. Johann Evangelist im 10. Wiener Bezirk, wo er mit Unterbrechungen bis zu seinem Tode lebt und wirkt. Er ist Mitglied der Christlich-deutschen Turnerschaft (heute Sportunion) sowie der Vaterländischen Front.
Zur Zeit des Anschlusses unterrichtet Heinrich Zeder in der Kaufmännischen Fortbildungsschule am Karlsplatz. Hier erlebt er, wie sich die bisher illegalen HJler auf den Einmarsch der deutschen Truppen vorbereitet haben. Das Ansinnen eines Mitkaplans, ein bisher illegaler Nationalsozialist, die Turnergruppe solle zum Empfang des Führers antreten und mitmarschieren, wird von den Jugendlichen abgelehnt.
Dass die Vereine aufgelöst werden und es Schwierigkeiten für die Mitglieder geben könnte, ist Heinrich Zeder klar. Auf die Nachfrage seiner Pfarrjugend, ob nicht etwas zur Verschönerung des Gottesdienstes getan werden könne, gründet er eine liturgische Gemeinschaft.
Deswegen wird er von der Gestapo vorgeladen und verwarnt.
Auch wegen Radiohören wird Heinrich Zeder verhört und verwarnt. Seine Kontakte zur „Österreichischen Freiheitsbewegung“ um Roman Scholz und Walter Urbraz in Klosterneuburg sowie seine Mitgliedschaft im ÖCV machen ihn zusätzlich verdächtig. Auf die Anordnung, die Kreuze aus den Schulklassen zu entfernen, hat er eine Kreuzpredigt gehalten und den Eltern empfohlen ihren Kindern eine Halskette mit einem Kreuz zu kaufen.
Daraufhin wird er am 30. Juli 1940 verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Nach einigen Monaten in Wiener Gefängnissen – sechs Monate im Polizeigefängnis Rossauer Lände [„Liesl“], 11. September 1940 Verlegung ins Gefängnis beim Bezirksgericht Margareten, ab März 1941 im Gefängnis beim Landesgericht I – wird er im Juli 1941 mit anderen Mitgliedern der Widerstandsgruppe nach [Willich-]Anrath bei Krefeld (Nordrhein-Westfalen) gebracht. In der „Hölle von Anrath“ verbringt er acht Monate, drei Tage bekommt er hier Einzelhaft im Keller. Dazwischen wird er 15 Monate ins Gefängnis nach Mönchengladbach überstellt. Hier gibt er zusammen mit P. Theoderich vom Stift Wilhering ein kleines religiöses Monatsschriftehen heraus, ohne entdeckt zu werden. Er kehrt im Februar 1943 nach Anrath zurück und wird nach insgesamt 32 Monaten Haft am 5. April 1943 nach Wien entlassen.
Am 4. Dezember 1943 und 25. Februar 1944 findet in Wien vor dem Volksgericht eine Verhandlung statt, bei der er aber keine Angaben macht. Deshalb wird er wegen Verletzung der Anzeigepflicht (§ 138 RStGB) „Nichtanzeige eines hochverräterischen Unternehmens“ zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, die aber durch die erlittene U-Haft bereits verbüßt sind. Um nicht dem Vorschlag der Gestapo, „Agent für kirchliche Angelegenheiten“ werden zu müssen und um weiteren Verfolgungen durch die Gestapo zu entgehen, lässt er sich zur deutschen Wehrmacht einberufen. Er macht die letzten Kämpfe im Westen mit und gerät Mitte April 1945 in Solingen in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Heinrich Zeder kehrt nach seiner Entlassung im August 1946 nach Wien zurück und nimmt die Seelsorge in seiner früheren Pfarre St. Johann Evangelist im 10. Bezirk und an der Bundesrealschule, wo er als Religionsprofessor wirkt, wieder auf.
Orte
Wirkungsstätte:
Quellen
- Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien), S. 395/396.