Dr. Heinrich Zeder

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Heinrich Zeder (Biolex des ÖCV)

Personalia

Geboren:

15. Juli 1903, Röschitz

Gestorben:

8. Dezember 1985, Wien

Beruf:

Priester

Verfolgung:

Haft 30.07.1941 - 05.04.1943

Mitgliedschaften

MKV:

K.Ö.St.V. Thuringia Wien, K.Ö.St.V. Rugia Retz

ÖCV:

K.Ö.H.V. Nordgau Wien

Sonstige Mitgliedschaften:

Lebenslauf

Der Röschitzer Tischlersohn Heinrich Zeder besucht nach der Volksschule das Gymnasium in Hollabrunn. In Röschitz existiert zu dieser Zeit eine katholische Mittelschulverbindung Rugia (heute in Retz), der speziell die Fahrschüler, die das Hollabrunner Gymnasium besuchen, angehören. Dieser Rugia schließt er sich an.

1923 maturiert Heinrich Zeder und geht nach Wien, um Theologie zu studieren. Bald findet er auch hier Kontakt zu farbentragenden Mittelschülern und wird Weihnachten 1924 Mitglied bei der Mittelschulverbindung Thuringia Wien. 1925 findet er zum ÖCV und wird Mitglied der Studentenverbindung Nordgau. Seine theologischen Studien schließt er mit der Promotion zum Dr. theol. ab. Nach seiner Priesterweihe 1927 wird er Kaplan in Orth an der Donau; 1931 kommt er nach St. Johann Evangelist im 10. Wiener Bezirk, wo er mit Unterbrechungen bis zu seinem Tode lebt und wirkt. Er ist Mitglied der Christlich-deutschen Turnerschaft (heute Sportunion) sowie der Vaterländischen Front.

Zur Zeit des Anschlusses unterrichtet Heinrich Zeder in der Kaufmännischen Fortbildungsschule am Karlsplatz. Hier erlebt er, wie sich die bisher illegalen HJler auf den Einmarsch der deutschen Truppen vorbereitet haben. Das Ansinnen eines Mitkaplans, ein bisher illegaler Nationalsozialist, die Turnergruppe solle zum Empfang des Führers antreten und mitmarschieren, wird von den Jugendlichen abgelehnt.

Herr Kaplan, Sie werden verstehen, Sie haben lange Zeit gehabt, zu den Nationalsozialisten zu finden, aber wir nicht, wir können uns nicht von jetzt Vormittag auf Nachmittag umstellen und mitmarschieren. Das wäre ja irgendein Bekenntnis. Das müssten wir uns erst hart und bitter erringen. Also, Sie sind nicht böse, wenn wir das daher ablehnen und nicht mitmarschieren. - die Jugendlichen zum Kaplan.

Na, wie ihr wollt. Es ist nicht meine Sache. Leiden werdet ihr vielleicht darunter müssen. – ist darauf die Antwort.

Gespräch zwischen Jugendlichen und Kaplan

Dass die Vereine aufgelöst werden und es Schwierigkeiten für die Mitglieder geben könnte, ist Heinrich Zeder klar. Auf die Nachfrage seiner Pfarrjugend, ob nicht etwas zur Verschönerung des Gottesdienstes getan werden könne, gründet er eine liturgische Gemeinschaft.

‚Ja, wir könnten im Rahmen einer liturgischen Gemeinschaft‘, ich habe natürlich schon gewusst, dass alles gefährlich ist, was irgendwie anders lautet, ‚im Rahmen einer liturgischen Gemeinschaft könnten wir ja singen, sprechen und Bibelstunden usw. halten.‘ Das habe ich getan, habe diese liturgische Gemeinschaft [1939] gegründet.

Heinrich Zeder retrospektiv über die Gründung einer liturgischen Gemeinschaft

Deswegen wird er von der Gestapo vorgeladen und verwarnt.

Sie bilden da eine Front gegen die HJ […] Sie haben doch so eine komische Gemeinschaft, sie nennt sich liturgische Gemeinschaft, und dadurch halten Sie eine Menge junger Menschen ab, zur HJ zu gehen. Also ich sage Ihnen eines: Unterlassen Sie das in Zukunft.

Aus den Akten der Gestapo

Auch wegen Radiohören wird Heinrich Zeder verhört und verwarnt. Seine Kontakte zur „Österreichischen Freiheitsbewegung“ um Roman Scholz und Walter Urbraz in Klosterneuburg sowie seine Mitgliedschaft im ÖCV machen ihn zusätzlich verdächtig. Auf die Anordnung, die Kreuze aus den Schulklassen zu entfernen, hat er eine Kreuzpredigt gehalten und den Eltern empfohlen ihren Kindern eine Halskette mit einem Kreuz zu kaufen.

Kaufts statt irgendwelcher anderer Dinge euren Kindern ein Kreuzerl! Hängt es ihnen um den Hals, und wenn sie in der Schule sitzen, haben sie auch das Kreuz bei sich und sogar noch näher.

Aus der Predigt von Heinrich Zeder

Daraufhin wird er am 30. Juli 1940 verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Nach einigen Monaten in Wiener Gefängnissen – sechs Monate im Polizeigefängnis Rossauer Lände [„Liesl“], 11. September 1940 Verlegung ins Gefängnis beim Bezirksgericht Margareten, ab März 1941 im Gefängnis beim Landesgericht I – wird er im Juli 1941 mit anderen Mitgliedern der Widerstandsgruppe nach [Willich-]Anrath bei Krefeld (Nordrhein-Westfalen) gebracht. In der „Hölle von Anrath“ verbringt er acht Monate, drei Tage bekommt er hier Einzelhaft im Keller. Dazwischen wird er 15 Monate ins Gefängnis nach Mönchengladbach überstellt. Hier gibt er zusammen mit P. Theoderich vom Stift Wilhering ein kleines religiöses Monatsschriftehen heraus, ohne entdeckt zu werden. Er kehrt im Februar 1943 nach Anrath zurück und wird nach insgesamt 32 Monaten Haft am 5. April 1943 nach Wien entlassen.

Am 4. Dezember 1943 und 25. Februar 1944 findet in Wien vor dem Volksgericht eine Verhandlung statt, bei der er aber keine Angaben macht. Deshalb wird er wegen Verletzung der Anzeigepflicht (§ 138 RStGB) „Nichtanzeige eines hochverräterischen Unternehmens“ zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, die aber durch die erlittene U-Haft bereits verbüßt sind. Um nicht dem Vorschlag der Gestapo, „Agent für kirchliche Angelegenheiten“ werden zu müssen und um weiteren Verfolgungen durch die Gestapo zu entgehen, lässt er sich zur deutschen Wehrmacht einberufen. Er macht die letzten Kämpfe im Westen mit und gerät Mitte April 1945 in Solingen in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Heinrich Zeder kehrt nach seiner Entlassung im August 1946 nach Wien zurück und nimmt die Seelsorge in seiner früheren Pfarre St. Johann Evangelist im 10. Bezirk und an der Bundesrealschule, wo er als Religionsprofessor wirkt, wieder auf.

Quellen

  • Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien), S. 395/396.

Heinrich Zeder

Priester
NdW, TRW, RUR
* 15. Juli 1903
Röschitz
† 8. Dez. 1985
Wien
Haft