Josef Zwetzbacher
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Haft 1938/1939
Mitgliedschaften
MKV:
ÖCV:
Lebenslauf
Nach dem Abschluss der Real- und Handelsschule arbeitet Josef Zwetzbacher zunächst im elterlichen Mühlenbetrieb in St. Pölten-Stattersdorf. 1897 übernimmt er die seit 1679 bestehende „Zwetzbachermühle“. Schon sehr früh engagiert er sich in der Gemeinde und gründet 1894 die „Freiwillige Feuerwehr“ und betätigt er sich auch politisch: 1906 wird er in den Ausschuss des NÖ Bauernbundes gewählt; 1908 gründet er für die Bauern aus dem Umland von St. Pölten einen christlichsozialen Verein. 1909–1915 zieht er in den NÖ Landtag als Abgeordneter ein. Im Ersten Weltkrieg dient er als Oberleutnant in der 12. Landsturmbrigade und ab 1915 in der 59. Gebirgsbrigade.
Nach dem Krieg wird er 1918–1919 zum ersten frei gewählten Bürgermeister von Stattersdorf gewählt. 1918 bis 1919 ist er auch Mitglied der Provisorischen Landesversammlung. Bei den ersten Wahlen nach dem Krieg wird er wieder in den NÖ Landtag gewählt und gehört diesem als Abgeordneter 1919–1925 an; 1918–1920übt er das Amt eines Landesrats aus und ist 1918–1925 zugleich auch Landeshauptmannstellvertreter. Sein Nachfolger in der Landesregierung wird Josef Reither. 1920–1925 ist er auch Mitglied des Bundesrates und zeitweise dessen Vorsitzender. Neben diesen politischen Ämtern ist er ab 1922 auch Präsident der NÖ Landwirtschaftskammer und 1923–1924 Präsident der NÖ Bauernbank sowie Gründungsmitglied der „1. Niederösterreichischen Brandschadenversicherung“.
1923 ernennt ihn die zwei Jahre zuvor besonders für Studenten an der Hochschule für Bodenkultur gegründete Studentenverbindung Pflug zum Ehrenmitglied, ferner ist er auch Ehrenmitglied der Rhaeto-Norika Klosterneuburg.
1925 starten die Nationalsozialisten über die ihnen nahestehende „Deutschösterreichische Tages-Zeitung“ eine Kampagne und werfen ihm Verfehlungen in seinen Tätigkeiten bei der „1. Niederösterreichischen Brandschadenversicherung“ sowie der NÖ Bauernbank vor. Ferner soll er sich auf Grund seiner vielen verschiedenen Positionen bestechen lassen – so der Vorwurf. Er legt daraufhin alle Ämter und Mandate nieder – nicht zuletzt wohl auch auf Druck der CSP-Parteileitung. Anschließend widmet er sich wieder seinem Unternehmen und wird 1934–1938 Präsident der Wiener Produktenbörse.
Nach dem Anschluss wird er verhaftet und verurteilt, weil er im Juli 1934 einen Arbeiter wegen dessen nationalsozialistischer Gesinnung fristlos entlassen und mit einer Pistole bedroht habe und ihn, als er Entschädigungsforderungen geltend machen will, mit weiteren Sanktionen „erpresst“.
Josef Zwetzbacher ist eine politisch sehr einflussreiche Persönlichkeit und wird Ehrenbürger von mehr als 50 niederösterreichischen Gemeinden. Am 25.12.1942 stirbt er in Wien.
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 411/412.
Photo: Biolex des ÖCV unter www.oecv.at/biolex; Stand: 22.10.2022.