Dr. Alfred Schneiderbaur
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Widerstandskämpfer (unentdeckt)
Mitgliedschaften
ÖCV:
Sonstige Mitgliedschaften:
Lebenslauf
Nach der Matura am Stiftsgymnasium der Benediktiner in Seitenstetten beginnt Alfred Schneiderbaur 1923 das Medizinstudium an der Universität Wien. Hier tritt er 1923 der Studentenverbindung Austria Wien bei. Nach der Promotion 1929 absolviert er anschließend die Fachausbildung für innere Medizin an der 11. Medizinischen Klinik in Wien. 1936 wird er als Primararzt an das Krankenhaus Baden berufen, 1937–1939 ist er als Primararzt am Pflegeheim Lainz der Stadt Wien tätig und wird mit Ausbruch des Krieges zur Wehrmacht eingezogen.
Nach der Grundausbildung in der Rossauer Kaserne wird er zum Unterarzt befördert und muss Lohnreduktion hinnehmen, weil er sich geweigert hat, dem NS-Ärztebund beizutreten.
Im Frühjahr 1941 wird er nach Ostpreußen und dann wenig später nach Polen und Russland versetzt, wo er im Bereich der Heeresgruppe Mitte in verschiedenen Wehrmachtslazaretten arbeitet, so im Kriegslazarett 509 und Ersatz-Lazarett von Tapova sowie in Mogilev, 200 km östlich von Minsk. Hier sieht er erstmals Abtransporte von Juden durch die SS. Ein an Ruhr erkrankter SS-Mann berichtet Alfred Schneiderbaur, dass er täglich etwa 80 Juden habe erschießen müssen. Dies ist – so ist zu vermuten – unter dem Oberbefehl des Höheren SS- und Polizeiführers Mitte, Gruppenführer Erich von dem Bach-Zelewski, geschehen, der im November 1941 sein Hauptquartier in Mogilev errichtet hat. Vom 28.11.1941 bis Oktober 1942 werden in elf Transporten über 10.000 österreichische Juden deportiert.
Auf Vermittlung eines Wehrmachtsgeistlichen wird Alfred Schneiderbaur Anfang 1944 nach Wien zurückversetzt und im Reserve-Lazarett XXVI in Lainz eingesetzt. Hier ist er aktiv tätig in der Widerstandsgruppe Dr. Lerch. Nach Zerschlagen der anderen Widerstandsgruppen wie Roman Scholz oder Kastelic werden jetzt primär Einzelaktivitäten geplant, wo jeder Arzt in seinem eigenen Wirkungsbereich aktiv ist. Bei Alfred Schneiderbaur und Dr. Rheingruber laufen die Fäden der Aktivitäten zusammen. Alfred Schneiderbaur praktiziert in seiner Freizeit in der Kirchengasse in Wien VII. Hier versorgt er viele Patienten mit Gutachten, die ihre „Untauglichkeit“ bescheinigen; so z. B. für Julius Raab oder Felix Hurdes.
Nach dem Krieg wird er am 2.5.1946 zum ärztlichen Direktor der I. medizinischen Abteilung im Krankenhaus Lainz ernannt. Er habilitiert sich und ist als Privatdozent für innere Medizin an der Universität Wien tätig.
Orte
Wohnort:
Quellen
- Fritz, Herbert/Krause, Peter (2013): Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. (ÖVfStG, 2013), S. 509/510.