Dr. Alfred Hirsch

Alfred Hirsch

Personalia

Geboren:

11. November 1924, Innsbruck

Gestorben:

30. Jänner 2013, Innsbruck

Beruf:

Arzt

Verfolgung:

Arbeits- und Erziehungslager Reichenau 25.04.1945 - 02.05.1945,
Todesurteil

Mitgliedschaften

ÖCV:

Schw. StV:

Lebenslauf

Alfred Hirsch besucht den humanistischen Zweig des Staatsgymnasiums in der Angerzellgasse in Innsbruck. Er verteilt zusammen mit seinem Klassenkameraden und späteren Bundesbruder Eduard Grünewald heimlich Flugblätter mit Österreich-Parolen und Ständestaats-Symbolen. Auf der Nordkette entzünden sie verbotene Herz-Jesu-Feuer. Mit Kreide schmieren sie NS-feindliche Parolen auf Gebäude und Hauseingänge, um so in der Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass nicht alle Nazis sind.

Nach der Matura beginnt er 1942 sein Medizinstudium in Innsbruck, nachdem er mit Hilfe von Bekannten seines Vaters und Freunden aus dem Widerstand „zeitlich untauglich“ für das Heer erklärt worden ist. Er arbeitet in der „kaum geduldeten“ und von der Gestapo bespitzelten KHG mit, wo er auch Christoph Probst (1919–1943) von der Gruppe „Weiße Rose“ trifft. Als Student und Mitglied der Bergwacht und der Bergrettung kann er sich relativ frei und unkontrolliert in Tirol bewegen. Er dient mehreren Widerstandsgruppen als Kurier und verbreitet die Flugblätter der „Weißen Rose“ und die Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen (1878–1946). Am 17.3.1944 wird er bei der 1940 im Untergrund gegründeten Studentenverbindung Alpinia Innsbruck aufgenommen.

Gegen Ende des Krieges gründet Franz Mair (1910–1945), Englischlehrer am Akademischen Gymnasium in Innsbruck, die Widerstandsgruppe Mair-Grünewald, der sich auch Alfred Hirsch und weitere Alpinen anschließen. Diese Gruppe gibt u. a. auch eine kleine Zeitschrift heraus, die Nachrichten aus dem Ausland bringt und über den Kampf der Widerstandsbewegungen innerhalb und außerhalb von Österreich berichten.

Zwischen Herbst 1944 und Frühjahr 1945 kommt es zu einer Sammlung und Ausrüstung der verschiedenen Widerstandsgruppen, die über ganz Österreich und Tirol verteilt sind, unter dem Symbol 05 [für Oesterreich: 0 und e = 5. Buchstabe im Alphabet]. Alfred Hirsch und die anderen Tiroler Widerständler stehen in direkter Verbindung mit der Hauptanlaufstelle der 05 in Innsbruck [Andreas Hofer Str. 42]. Von hier aus geschieht die Kontaktaufnahme zum „Österreichischen Befreiungskomitee“ in Zürich und zu den Geheimdiensten der Alliierten. In der elterlichen Wohnung versteckt Alfred Hirsch den Wiener Nowacek, einen CIA-Agenten, der von hier aus Funkkontakt zu den Alliierten unterhält und ihnen wichtige Informationen zukommen lässt. [Er wird auf der Kemater Alm bei Innsbruck von der SS in den letzten Kriegstagen erschossen].

Infolge der Aufdeckung einiger Randgruppen des Widerstands kommt es ab 21. April 1945 zu Verhaftungen und Vernehmungen durch die Gestapo. Am 25.4.1945 wird auch Alfred Hirsch mit anderen verratenen Widerständlern von der Gestapo festgenommen und in deren Zentrale Herrengasse brutal zusammengeschlagen. Anschließend werden sie in das Arbeitserziehungslager [AEL] Reichenau überstellt, wo sie hingerichtet werden sollen. Gauleiter Hofer (1902–1975) will sie Anfang Mai zur Abschreckung am Rennweg in Innsbruck aufhängen lassen. Am 2. Mai 1945 können sie nach der überraschenden Flucht der SS- und Gestapo-Leitung von einer Widerstandsgruppe aus Angehörigen von Polizei und Wehrmacht befreit werden. Tags darauf dringen Alfred Hirsch und Eduard Grünewald in das Hochhaus der Innsbrucker Stadtwerke in der Salurnerstraße ein und hissen dort unter heftigem Beschuss – wahrscheinlich von SS-Einheiten – auf dem Dach die rot-weiß-rote Fahne. Dies soll den Alliierten als Zeichen des Endes der Kampfhandlungen dienen, damit Innsbruck von einer Bombardierung verschont bleibt. Alfred Hirsch nimmt ab ca. 14.00 Uhr an der Besetzung des Tiroler Landhauses – der Zentrale des NS-Regimes – teil. Kurz nach 15 Uhr kann auch auf dem Landhaus-Balkon in der Maria-Theresien-Straße eine rot-weiß-rote Fahne gehisst werden. Auch die Sendeanlagen in Aldrans sind zwischenzeitig ohne nennenswerten Widerstand erobert. Von hier aus kann Eduard Grünewald der Bevölkerung die Befreiung Innsbrucks bekanntgeben. Die letzten Kampfhandlungen mit anrückenden motorisierten SS-Verbänden, in deren Verlauf

Franz Mair schwer verletzt wird, sind gegen 17 Uhr beendet und Innsbruck ist endgültig in der Hand der Widerstandsbewegung unter der Leitung von Karl Gruber. Franz Mair erliegt am 6. Mai 1945 seinen Schussverletzungen.

Nach dem Krieg beendet Alfred Hirsch sein Studium mit der Ausbildung zum Lungenfacharzt.

Orte

Wohnort:

Schöpfstraße 15 (Innsbruck)

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 124/125.; Photo: ÖVfStg

Alfred Hirsch

Arzt
AlIn, TU
* 11. Nov. 1924
Innsbruck
† 30. Jän. 2013
Innsbruck
Arbeits- und Erziehungslager, Todesurteil