Karl Schilling

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Karl Schilling (ÖVfStG)

Personalia

Geboren:

2. September 1906, Ebersdorf/Zaya

Gestorben:

2. Mai 1994, Brunn/Gebirge

Beruf:

Priester

Verfolgung:

Haft 12.03.1938,
wiederholte Vorführung zur Gestapo

Mitgliedschaften

MKV:

Sonstige Mitgliedschaften:

Lebenslauf

Karl Schilling, Sohn eines Land- und Gastwirts, besucht ab 1919 als Zögling im Erzbischöflichen Knabenseminar Hollabrunn das dortige Gymnasium. Hier maturiert er 1927 und tritt in das Wiener Priesterseminar ein. Das Theologiestudium absolviert er an der Universität in Wien und schließt es 1932 ab. Nach seiner Priesterweihe in der Domkirche St. Stephan 1932 ist er zunächst als Kaplan in Ringelsdorf, Altlichtenwarth und Wien-Atzgersdorf tätig, dann wird er ab April 1935 der Dompfarre Wiener Neustadt als Kurat zugeteilt und betreut die in einer Baracke errichtete Notkirche im sogenannten „Kriegsspital“ (heutige Döttelbachsiedlung), einer im Ersten Weltkrieg als Lazarett erbauten Barackensiedlung, die später zu einem Quartier von Industriearbeitern bzw. auch letzte Zufluchtsstätte für viele Arbeitslose geworden ist. Zusätzlich wirkt er in Wiener Neustadt als Krankenhausseelsorger, als Katechet an der Klosterschule St. Christiana und ab 1937 als Milizkurat und Garnisonspfarrer.

Karl Schilling hat aus seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus nie ein Hehl gemacht. So tritt er noch am Abend des 11. März 1938, als der Rücktritt von Kanzler Kurt von Schuschnigg bereits bekannt ist und sich der Anschluss abzeichnet, als Redner bei einer Arbeiterversammlung im Kriegsspital anlässlich der vorgesehenen Volksabstimmung am 13. März auf. Als in der Nacht zum 12. März die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erfolgt und damit der Anschluss vollzogen ist, wird er von der Gestapo verhaftet und in seiner Wohnung im Kriegsspital unter Hausarrest gestellt. Ihm wird nahegelegt, Wiener Neustadt zu verlassen. Im Mai 1938 geht er daraufhin als Pfarrer nach Kettlasbrunn (Bezirk Mistelbach)/NÖ.

Wie ein Eintrag in den Tagesrapporten der Gestapo Wien belegt, ändert Karl Schilling seine Einstellung zum Nationalsozialismus am neuen Dienstort nicht, er äußert sich auch weiterhin kritisch zur NS-Politik. Nachweislich wird er wegen seines Bekenntnisses zu Österreich und zur katholischen Kirche in den Jahren 1938 bis 1945 einundzwanzig Mal der Gestapo vorgeführt, so im Oktober 1939, wo er eine Verwarnung erhalten hat. Eine angebliche, wie auch immer geartete Verbindung zum Gauleiter des Reichsgaus Niederdonau und Reichsstatthalter Dr. med. Hugo Jury (1887–1945) hat ihn vor schlimmeren Konsequenzen bewahrt. In Kettlasbrunn lernt Karl Schilling auch den späteren Bundeskanzler Leopold Figl kennen, der in der Nähe des Ortes zu Straßenbauarbeiten eingesetzt ist. Aus dieser Bekanntschaft ist die spätere enge Verbundenheit Karl Schillings mit den niederösterreichischen Bauernbund erwachsen.

Die Bevölkerung von Kettlasbrunn hat das Ende des Zweiten Weltkrieges herbeigesehnt, muss nun aber Raub, Plünderung und Vergewaltigungen der Besatzer, die an der Tagesordnung sind, miterleben.

Vom kämpferischen Geist der alten Kettlasbrunner war wohl jener Pfarrer (Karl Schilling) beseelt, der in den ersten Nachkriegstagen eine Frau dadurch schützte, dass er den Kopf eines Angreifers (Russen) solange in einen Tümpel des Pfarrerbaches tauchte, bis dem Marodeur das Begehren verging. Dabei büßte der Pfarrer einen Finger ein.

Aus der Pfarrchronik

Karl Schilling engagiert sich nach dem Krieg in der Katholischen Aktion und hat zusätzlich die Aufgabe des Diözesan-Frauenseelsorgers übernommen. Bei seinem Abschied von Kettlasbrunn 1954 wird ihm die Ehrenbürgerschaft für seinen Mut und seine Entschlossenheit in der Nazizeit und gegenüber der sowjetischen Besatzungsmacht verliehen. 1954–1962 wirkt er als Pfarrer in Wien-Atzgersdorf und von 1962–1976 als Pfarrer in Gänserndorf/NÖ. 1965 wird er zum Dechanten des Dekanats Bockfließ (Bezirk Mistelbach)/NÖ [heute Dekanat Gänserndorf] gewählt und bis 1973 geblieben.

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 297/298.

Karl Schilling

Priester
LGF
* 2. Sep. 1906
Ebersdorf/Zaya
† 2. Mai 1994
Brunn/Gebirge
Haft