Dipl.-Ing. Dr. h. c. Leopold Figl
Personalia
Geboren:
Gestorben:
Beruf:
Verfolgung:
Schutzhaft 12.03.1938 - 01.04.1938,
KZ Dachau 02.04.1938 - 27.09.1939,
KZ Flossenbürg 27.09.1939 - 02.03.1940,
KZ Dachau 02.03.1940 - 07.05.1943,
KZ Mauthausen 08.10.1944 - 21.01.1945,
Haft 21.01.1945 - 06.04.1945
KZ-Nummer:
Mitgliedschaften
MKV:
ÖCV:
Sonstige Mitgliedschaften:
Lebenslauf
Der Tullnerfelder Bauernsohn Leopold Figl besucht ab 1916 das Gymnasium in St. Pölten, wo er 1919 u. a. gemeinsam mit Julius Raab die Mittelschulverbindung Nibelungia St. Pölten gründet. Nach der Matura 1922 beginnt er das Studium der Agrarwissenschaften an der Hochschule für Bodenkultur in Wien, das er 1930 mit dem DI agr. beendet.
1923 tritt Leopold Figl der Studentenverbindung Norica bei. Im Mai 1927 – noch während des Studiums – wird er zum Sekretär des NÖ-Bauernbundes bestellt, 1931 dort zum Direktorstellvertreter und im Dezember 1933 zum Direktor ernannt. Nach dem Studium betätigt er sich als Mitarbeiter in der Bauernbundzentrale und wird dort 1937 zum Reichsbauernbunddirektor bestellt. Er ist auch Mitglied des Bundeswirtschaftsrates und des Reichsbauernrates. Darüber hinaus hat er unterschiedliche Funktionen in der VF.
Er tritt öffentlich gegen den Nationalsozialismus auf. Er lehnt aus innerster Überzeugung kompromisslos die NS-Ideologie ab, weil er schon früh die Gefahren, die von diesem neuen System ausgehen, erkannt hat. So wird er als einer der ersten am 12.3.1938 nach dem Anschluss in Wien in seiner Wohnung verhaftet und in das Polizeigefängnis überführt. Am 1. April 1938 erfolgt dann mit dem ersten Transport, dem sogenannten „Prominententransport“, die Überstellung in das KZ Dachau [Gestapo-Liste Nr. 143], wo er im Block 13, dem Österreicherblock, untergebracht wird.
Leopold Figl ist der erste Österreicher, der zur Prügelstrafe verurteilt wird, da er verbotenerweise über Österreich gesprochen hat. Er wird vor versammelten Häftlingen und Wachmannschaften von zwei kräftigen SS-Männern über einen Bock gelegt und mit einem wassergetränkten Ochsenziemer 25-mal auf den Rücken geschlagen und dies im Zeitlupentempo, um die grausame Prozedur zu verzögern. Er muss, solange er kann, mitzählen. Als er wieder losgebunden wird, liegt er bewusstlos mit blutverschmiertem zerschlagenem Rücken auf dem Bock. Danach erhält er sechs Monate Dunkelhaft. In einer fensterlosen Zelle mit einer Pritsche erhält er zweimal wöchentlich Wasser und Brot.
Anschließend wird er im Baubüro des KZ eingesetzt. Im September 1939 erfolgt die Überstellung ins KZ Flossenbürg. Im April 1940 ins KZ Dachau zurückverlegt, erkrankt Leopold Figl an Typhus. Nach über fünf Jahren KZ Aufenthalt wird er am 8.5.1943 vorläufig entlassen. Sein Bundesbruder Julius Raab vermittelt ihm eine Beschäftigung in der Straßenbaufirma Lenikus. Trotz der erlittenen Verfolgung und der Qualen in den KZs betätigt er sich im Untergrund und versucht in NÖ den Bauernbund zu reaktivieren.
Bei einem konspirativen Treffen am 4. Mai 1944 im Weinkeller von Josef Reither in Judenau (Bez. Tulln) wird sowohl die Reaktivierung des Bauernbundes als auch die Gründung einer neuen Volkspartei [der späteren ÖVP] besprochen. Schließlich finden geheime Samstagstreffen in Figls Wohnung in Wien statt. Nach dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 wird auch Josef Reither am 22. Juli 1944 verhaftet. Als dann das Treffen vom 4. Mai 1944 aufgeflogen ist, wird Leopold Figl am 8. Oktober 1944 neuerlich verhaftet und ins KZ Mauthausen gebracht. Am 21. Jänner 1945 wird er gemeinsam mit Lois Weinberger, Heinrich Maier und Felix Hurdes nach Wien zur Aburteilung ins LG überstellt. Hier werden sie vor dem Volksgerichtshof angeklagt und wegen Hochverrates zum Tode verurteilt. Nur der Zusammenbruch der NS-Herrschaft rettet Leopold Figl vor der Exekution. Wegen des Vorrückens der Roten Armee wird er zusammen mit anderen Todeskandidaten am 6. April 1945 entlassen.
Am 17. April 1945 ist Figl im Wiener Schottenstift einer der Mitbegründer der Österreichischen Volkspartei [ÖVP] und deren Bundesobmann. Er wird 1945–1953 zum Bundeskanzler gewählt und ist anschließend von 1953–1959 Außenminister. In dieser Funktion kann er 1955 den Staatsvertrag unterzeichnen, der Österreich seine Souveränität zurückgibt. 1959–1962 wird er Erster Präsident des Nationalrats und übernimmt von 1962 bis zu seinem Tod nochmals das Amt des Landeshauptmanns von Niederösterreich.
Leopold Figl ist zeitlebens Couleurstudent mit Leib und Seele. Dies bezeugt auch die große Zahl der Verbindungen, die ihm ihr Band verliehen haben. In zahlreichen Orten und Städten nicht nur in Niederösterreich sind Straßen und Plätze nach ihm benannt worden. Am 2. Oktober 2012 ist im ehem. KZ Mauthausen eine Gedenk-Skulptur enthüllt worden.
Orte
Verfolgung:
Ehrung:
Wohnort:
Quellen
Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 70/71.