Hofrat Dr. Hubert Jurasek

Hubert Jurasek

Personalia

Geboren:

4. Mai 1920, Wien

Gestorben:

24. November 2011, Wien

Beruf:

Vizepräsident des Verwaltungsgerichtshofes

Verfolgung:

Haft 09.07.1938 - 23.01.1939, Widerstandskämpfer (unentdeckt)

Mitgliedschaften

ÖCV:

K.Ö.St.V. Rudolfina Wien

Sonstige Mitgliedschaften:

Lebenslauf

Schon sehr früh wird Hubert Jurasek in den Christlich-Deutschen Turnverein geschickt. Von hier wechselt er im Herbst 1930 in den „Katholisch-Deutschen Studentenbund“ (KDSB), einer Zweigorganisation des „Reichsbundes der katholisch-deutschen Jugend Österreichs“. Bereits in seiner Mittelschulzeit tritt Hubert Jurasek dem Studentenfreikorps des Österreichischen Jungvolkes [ÖJV] im Josefstädter Fähnlein „Khevenhüller“ bei und ist hier als Gruppenleiter tätig. Er besucht das (humanistische) Piaristengymnasium in Wien 8, wo er im Frühjahr 1938 maturiert, und beginnt das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien.

Einem Rat seines Schulkollegen Alfred Kostelecky folgend wird er Mitglied in der Marianischen Kongregation (MK) in der Canisiuskirche in Wien 9 bei P. Weiser, SJ. Hier trifft er auf ehemalige Kameraden des ÖN, zumeist Mittelschüler aus den „Studentenfreikorps“ (Stufko). Sie bilden illegale Jugendgruppen in verschiedenen Wiener Bezirken unter der Führung von Fred Ellinger. Dessen Monogramm FE (chemisches Zeichen für ferrum, Eisen) wird der Deckname dieser Widerstandsgruppe „Eisen“. Sie stellen Flugschriften her, die in Postkästen gesteckt oder in Straßenbahnen sowie Telefonzellen ausgelegt werden. Hierin wird u. a. von Sendungen des Londoner Rundfunks über die menschenunwürdige Behandlung jüdischer Mitbürger berichtet. Sie beschädigen Schaukästen des „Stürmer“ und liefern sich tätliche Auseinandersetzungen mit HJ-Angehörigen. Bereits am 21.4.1938 zeig ein ehemaliger Unterführer des ÖJV seine Kameraden an. Nach weiteren Anzeigen erfolgen am 20.5.1938 die ersten Verhaftungen durch die Gestapo.

Hubert Jurasek wird am 9.7.1938 in einem unerlaubten Sommerlager der MK im Jesuitenkonvikt in Kalksburg mit insgesamt 20 Personen verhaftet, weil sie antinazistische Propaganda verteilt haben. Bis zum 20.7.1938 wird er zunächst von der Gestapo auf dem Morzinplatz und danach im Polizeigefangenhaus Rossauer Lände inhaftiert. Als „Ermittlungshäftling des Volksgerichts“ kommt er bis zum 20.1.1939 in das Landesgericht. Nach Abschluss des Ermittlungsverfahrens wegen „Hochverrats am deutschen Volk“ erfolgt am 23.1.1939 nach sechseinhalb Monaten Inhaftierung durch den allgemeinen Gnadenerlass die Entlassung.

Hubert Jurasek wird für wehr-, studien- und vermittlungsunwürdig erklärt. Mit Gelegenheitsarbeiten versucht er etwas dazuzuverdienen. Um nicht einer NS-Organisation zur vormilitärischen Erziehung zwangsmäßig zugeteilt zu werden, meldet er sich freiwillig zum Dienst beim Roten Kreuz.

Den ganzen Krieg über hält die Gruppe aus ehemaligen Mitgliedern des Bundes „Neuland“ und der Pfarrjugendgruppe Breitenfeld zusammen, der sich Hubert Jurasek nach seiner Entlassung angeschlossen hat. 1940 wird die Wehrunwürdigkeit auf Grund eines Führererlasses aufgehoben. Er wird am 4.10.1940 zur deutschen Wehrmacht eingezogen und zunächst der schweren Artillerie als Funker zugeteilt, später meldet er sich als Sanitäter und muss den Russlandfeldzug mitmachen. Wegen einer Hepatitiserkrankung entkommt er dem Kessel von Stalingrad. Als Genesender wird er zunächst nach Stockerau und dann nach Tulln versetzt, wo er als Revierältester beim Standortarzt Dienst tut.

Hier kommt er in Kontakt mit der militärischen Widerstandsgruppe Georg Zimmer-Lehmann und kann so manchem helfen, in der Heimat zu bleiben. Im März 1945 wird er zur Verteidigung im Süden Wiens eingesetzt. Bei Kriegsende wird er ins Mühlviertel verschlagen und nach dem Waffenstillstand von den US-Truppen der Roten Armee als Kriegsgefangener übergeben.

Auf dem Weg in die russische Gefangenschaft kann er erst in Iasi (Rumänien) als Österreicher wieder umkehren und kommt am 12.9.1945 in der Heimat an. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, tritt er am 1.2.1946 als Angestellter in die pharmazeutische Gehaltskasse ein, gleichzeitig nimmt er sein Jusstudium in Wien wieder auf, das er nach Ablegung der vorgeschriebenen drei Staatsprüfungen und drei Rigorosen nach sechs statt acht Semestern mit der Promotion zum Dr. iur. 1948 erfolgreich abschließen kann. 1946 tritt er der Studentenverbindung Rudolfina bei.

Während des Studiums tritt er der „Freien Österreichischen Studentenschaft“ (FÖSt) bei, einer der ÖVP nahestehenden Organisation. Diese entsendet ihn in die „Entnazifizierungskommission“ der Universität Wien. 1948 tritt er in die Dienste der Bundespolizei. Als Oberpolizeirat und Stadthauptmann des 8. Wiener Gemeindebezirkes verlässt er Ende 1966 den Dienst in der Bundespolizeidirektion Wien und wird zum Hofrat des Verwaltungsgerichtshofes ernannt, dem er bis zu seiner Pensionierung Ende 1985, zuletzt als dessen Vizepräsident, angehört hat.

Orte

Wohnort:

Quellen

  • Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien), S. 149/150.

Photo: DÖW

Hubert Jurasek

Vizepräsident des Verwaltungsgerichtshofes
Rd
* 4. Mai 1920
Wien
† 24. Nov. 2011
Wien
Haft, Widerstandskämpfer (unentdeckt)