Hofrat Dr. Herbert Glaser

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Herbert Glaser (ÖVfStG)

Personalia

Geboren:

26. April 1924, Salzburg

Gestorben:

7. Jänner 2016, Salzburg

Beruf:

Beamter und Politiker

Verfolgung:

Haft 27.08.1940 - 29.01.1941,
Haft 27.05.1942 - 11.06.1942

Mitgliedschaften

ÖCV:

K.a.V. Norica Wien, K.Ö.H.V. Alpinia Innsbruck

Lebenslauf

Herbert Glaser ist der jüngere Bruder von Karl Glaser und besucht das Realgymnasium in Salzburg.

„Ich gehöre zu einem jener Jahrgänge, die noch etwas von der Ersten Republik mitbekommen, den Ständestaat weitgehend und die NS-Zeit ganz bewusst erlebt haben. “ – so schildert Herbert Glaser rückblickend sein Leben. Über den Anschluss, wie er ihn erlebt hat, berichtet er:

„In den Abendstunden des 11. März 1938 begann auch für die Österreicher die NS-Zeit. Ich besuchte damals die dritte Klasse des Realgymnasiums und war noch nicht ganz 14 Jahre alt. Ich hörte noch persönlich die Abschiedsrede des Bundeskanzlers Dr. Schuschnigg mit der entscheidenden Erklärung ‚Wir weichen der Gewalt‘ … Gott schütze Österreich!“

Mehrere Mitglieder der Studentenverbindung Norica räumen daraufhin schnell die Bude der Norica aus, ehe alles beschlagnahmt wird. An dieser Aktion nimmt auch der frühere Noricer Karl Beran teil. Er nimmt eine der beiden Fahnen der Norica an sich und bindet sich die Fahne um den Leib. Auf diese Weise kann sie unentdeckt aus dem Haus entfernt werden. Herbert Glaser berichtet dann weiter:

„Er [Beran] brachte sie nach Salzburg. Mein Bruder und ich wurden gebeten, sie hier sicher zu verstecken. Das geschah auch, und die altehrwürdige Fahne lag sorgfältig verpackt fast zehn Jahre unter einer ausgemusterten Klomuschel und anderem Gerümpel, bis sie der spätere Finanzminister Dr. Wolfgang Schmitz bei uns abholte. … Als Dank wurde mir in Gegenwart von Bundeskanzler Ing. Leopold Figl und Ing. Julius Raab bei einem Festakt auf Schloss Ulrichskirchen das Band der Norica verliehen.“

Nach dem Verbot des „Reichsbunds der katholisch-deutschen Jugend Österreichs“ lädt Anton Pinsker, SJ zu abendlichen „Bibelrunden“ in der Unterkirche von St. Elisabeth ein. Die wöchentlichen Zusammenkünfte mit auf ihre Verlässlichkeit „durchleuchteten“ Teilnehmern entwickeln sich zu einer „Ersatzform einer katholischen Jugendorganisation“. Herbert Glaser wird 1939 dort mit der Laienführung beauftragt.

Im Frühjahr 1940 lernt er den Gefreiten in der Gebirgsnachrichten-Ersatzabteilung Nr. 18, XVIII. Armeekorps in Salzburg, Hans Graber (1918–1944), den Mitbegründer der Widerstandsgruppe „Österreichische Heimatfront“, kennen.

Hans Graber schreibt und vervielfältigt in der Riedenburger Kaserne in Salzburg das Kampfblatt „Hör zu“. Neben anderen Mitgliedern dieser Widerstandsgruppe wird auch der 16-jährige Herbert Glaser am 25.8.1940 von der Gestapo verhört, wegen Verteilens der Zeitschrift verhaftet und anschließend im Franziskanerkloster in Salzburg, seit 18.10.1938 Sitz der Gestapo, bis 29.1.1941 in Untersuchungshaft gehalten. Ihm wird „versuchte Losreißung der Ostmark vom Deutschen Reich“ vorgeworfen. Einziger Beweis ist aber nur die Weitergabe eines NS-kritischen Flugblattes. Wegen dieser Flugschrift wird die Gruppe ausgeforscht und aufgehoben.

„Die Organisation soll durch Verrat aufgeflogen sein. Wie ich später hörte, soll ein Jugendlicher die Flugschrift seinem Vater gezeigt haben. Dieser bekam es mit der Angst zu tun und erstattete beim Sicherheitsdienst in der Reichenhaller Straße Anzeige. Dadurch verschaffte er sich Straffreiheit.“

Es kommt jedoch zu keiner Anklageerhebung.

„Während die gerichtliche Untersuchung wegen des Verbrechens der ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ gegen mich lief, war ich – auch als Jugendlicher – drei Monate in Einzelhaft, die andere Zeit verbrachte ich mit jugendlichen Kriminellen in einer gemeinsamen Zelle des Salzburger Landesgerichtes.“

Während der Haft müssen seine Eltern zwei Hausdurchsuchungen erdulden.

Am 26. Mai 1942 wird Herbert Glaser mit dem Vorwurf, dass er nach wie vor mit Gegnern des Nationalsozialismus verkehre, neuerlich verhaftet und befindet sich bis 6. Juni 1942 in Gestapohaft Es kann ihm jedoch nichts nachgewiesen werden.

Ende Juli 1943 erhält Herbert Glaser dann den Einberufungsbefehl zur Gebirgs-Kraftfahrabteilung 18 in Bregenz. Nach dem „Reifevermerk“ (1944) ist er als Angehöriger des Transportregiments 630 bis Herbst 1944 in Estland eingesetzt. Wegen des Todes seines Vaters, Opfer des unerwarteten Bombardements über Salzburg, bekommt er im November 1944 Sonderurlaub in Salzburg. Anschließend erhält er den Marschbefehl nach Schwelm bei Wuppertal. Dort geht er Mitte April 1945 als Parlamentär seiner Einheit den US-Soldaten entgegen und gerät am 17. April 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Am 16. Oktober 1945 wird er nach verschiedenen Lagerwechseln aus dem Displaced Persons Camp [DP] Laschenskyhof in Salzburg entlassen.

Nach dem Krieg studiert Herbert Rechtswissenschaft in Innsbruck und wird 1946 bei der im Untergrund gegründeten Studentenverbindung Alpinia Innsbruck aufgenommen. 1948 absolviert er im Landesgerichtsgebäude in Innsbruck erfolgreich die 2. juridische Staatsprüfung. Im Herbst 1949 wird er zum Landesparteisekretär der Salzburger Volkspartei [ÖVP] bestellt; dieses Amt übt er bis 1951 aus. Nach der Wahl 1953 gehört er dann bis 1972 dem Gemeinderat der Stadt Salzburg an. 1973–1989 ist er Direktor der Handelsakademie I und der Handelsschule. Für die Rettung einer der beiden Fahnen der Norica, die die Familie Glaser versteckt gehalten hat, erhält Herbert Glaser 1949 das Band der Norica.

Quellen

Krause, Peter/Reinelt, Herbert/Schmitt, Helmut (2020): Farbe tragen, Farbe bekennen. Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Teil 2. Kuhl, Manfred (ÖVfStG, Wien) S. 90/91.

Herbert Glaser

Beamter und Politiker
Nc, AlIn
* 26. Apr. 1924
Salzburg
† 7. Jän. 2016
Salzburg
Haft