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O5 (Österreich)

Die größte und bekannteste Widerstandsgruppe war die O5, die von bürgerlich-konservativen Kräften initiiert und getragen wurde, später aber auch Kontakte zu Sozialdemokraten und Kommunisten knüpfte. Als Initiator trat der im Dezember 1940 aus dem KZ Dachau entlassene Hans von Becker (geb. 22.11.1895), ein ehemaliger Propagandaleiter der Vaterländischen Front, in Erscheinung, der ab 1941/42 mit der Sammlung von verschiedenen Widerstandsgruppen begann.

Ab 1944 taucht die Bezeichnung O5 (als Abkürzung für Österreich) auf, die zum Markenzeichen der Gruppe wurde. [...] Im November 1944 schufen Hans von Becker und seine Mitstreiter einen Siebener-Ausschuss als Leitungsgremium; nach Beckers Verhaftung am 28.2.1945 übernahm Raoul Bumballa die Führung. Zu einem politischen Faktor wurde die O5 nicht zuletzt dadurch, dass sie über den jungen, mutigen und intelligent operierenden Soldaten Fritz Molden (geb. 8.4.1924) eine feste Verbindung mit dem Westalliierten herstellen konnte. Der schon ab 1938 im katholisch-konservativen Jugendwiderstand tätige, 1940 erstmals festgenommene Molden war als Wehrmachtsangehöriger im Sommer 1944 zu italienischen Partisanen desertiert und dann in die Schweiz geflüchtet. Er konnte das Vertrauen von Allen W. Dulles, dem Leiter der OSS in Bern, gewinnen, mit dem er, unterstützt von den Exilösterreichern Kurt Grimm und Hans Thalberg, nun eng zusammenarbeitete. Milden pendelte mit gefälschten Papieren und unter größtem Risiko zwischen Wien, Tirol und der Schweiz, um Gespräche zu führen und Nachrichten auszutauschen, und trug wesentlich zur Aktivierung der Widerstandsarbeit der O5 in Österreich bei.

Am 12.12.1944 wurde ein Provisorisches Österreichisches Nationalkomitee (POEN) aus dem schon erwähnten Personenkreis von O5/Siebener-Ausschuss gebildet, das sich als Kern einer zukünftigen provisorischen österreichischen Regierung sah. Die von Fritz Molden behauptete und von Radomir Luza wiedergegebene Beteiligung von Adolf Schärf und Viktor Matejka als Vertreter der Sozialdemokraten bzw. Kommunisten wurde von diesen beiden Politikern allerdings entschieden bestritten. Verhaftungen durch die Gestapo im Jänner, Februar und März 1945, u.a. Hans von Becker, Ernst Spitz und Major Alfons Stillfried, löschten das POEN aus. Während die Westalliierten dem POEN und der O5 durch Fritz Moldens Berichterstattung, die die Größe und Stärke des österreichischen Widerstandes verständlicherweise übertrieb, positiv gegenüberstanden und Hilfe leisteten, z.B. in Form von Fallschirmspringerkommandos, stand die sowjetische Seite gerade wegen der proamerikanischen Bindung der O5 mit großer Skepsis gegenüber. Mit der um Major Carl Szokoll gescharten militärischen Widerstandsgruppe im Wehrkreiskommando XVII arbeitete die O5 eng zusammen und war in die Planungen des Aufstands im April 1945 eingebunden, jedoch nicht im Sinne einer politischen Leitungsinstanz. Das durch Verrat verursachte Scheitern der ''Operation Radetzky'' war auch für die O5 ein entscheidender Rückschlag.

Für die Mitte April aus dem Moskauer Exil zurückgekommenen KPÖ-Führer Johann Koplenig und Ernst Fischer waren die Widerstandskämpfer der O5 "Schwätzer" und "eine Bande von Gaunern, Schwindlern und naiven Leuten"; aber auch die neu gegründete ÖVP und die wiedergegründete SPÖ hatten kein Interesse an einer politischen Konkurrenz. Die sowjetische Besatzungsmacht erließ am 21.4.1945 einen Befehl, der die Tätigkeit nicht registrierter politischer Organisationen untersagte und mehrere Vertreter der O5 sowie Major Carl Szokoll wurden vorübergehend verhaftet.

Damit waren die Hoffnungen der O5, eine politische Rolle in Nachkriegsösterreich zu spielen, beendet. Mitglieder der O5 waren unter anderem:

 

Quelle: Neugebauer, Wolfgang (2008): Der österreichische Widerstand 1938 - 1945 (Wien), S. 196-198.

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